Winter Tales von Jocularis und Matteo Santus erscheint beim Heidelberger Spieleverlag und handelt vom Kampf der Frühlings-Rebellen gegen die Soldaten des Winters, in Gestalt bekannter Märchenfiguren, in einer Welt welche der Gedankenwelt eines Tim Burton entsprungen zu sein scheint.
Winter Tales ist kein gewöhnliches Spiel, es ist generell die Frage wie sehr ist es ein Spiel als vielmehr eine Möglichkeit ist, mit Hilfe von Unterstützung eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Die Erzählkarten, welche das wichtigste Spielelement darstellen und zu denen man immer etwas erzählt wenn man sie ausspielt, enthalten zum Teil ziemlich abstrakte Bilder von den Kindern der Spielentwickler. So gibt es einen großen Interpretationsspielraum und viele Möglichkeiten etwas Freies zu erzählen, sei es ob Alice sich versteckt, Brummbär vom Fliegen träumt, Kerzendocht einen fiesen Plan in der Alptraumfabrik schmiedet, oder der Wolf seinen eigenen Schatten jagt. Man darf aber erst die Geschichte beenden, wenn ausgewertet wurde welche Fraktion den Kampf oder die Quest gewonnen hat.
Winter Tales ist ein sehr freies Spiel, bei dem weniger Taktik oder Strategie um die Erzählkarten im Mittelpunkt stehen, sondern dass man gemeinsam eine schöne, lustige, traurige und große Geschichte erzählt. Wichtiger als die Spieleranzahl ist es dass es eine gerade Anzahl von Spielern gibt. Das Brettspiel bietet zwar auch eine Variante für ungerade Spieleranzahl, bei der ein Autor eingefüht wird, allerdings gewinnt dieser schlussendlich aber nur bei einem Unentschieden zwischen Winter und Frühling, was ziemlich schwierig ist und auch sonst wirkt diese Variante mehr wie eine Notlösung.
Winter Tales handelt möglicherweise von Alice, die auf dem Weg zu Dorothys Herrenhaus war, wo sie hoffte einen sicheren Unterschlupf für sich und die Rebellen zu finden. Eilig huschte sie durch die Straßen der Stadt, als eine hünenhafte Gestalt ihr den Weg versperrte: der Wolf! Ohne zu zögern, griff Alice nach einer weggeworfenen Bratpfanne und versetzte dem Untier einen heftigen Hieb gegen die Schnauze. Ob die Rebellen jemals in Winterstadt sicher sein würden?
Der Spielablauf wird hier vereinfacht und gekürzt dargestellt. Winter Tales wird nach Aufbau des Spielbretts und der Wahl der ersten beiden Quests, jeweils eine für Frühling und eine für Winter, begonnen indem der Epilogmarker auf die Erinnerungsleiste gelegt wird. Damit wird die Spieldauer und die Anzahl der Erinnerungen festgelegt. Jeder Spieler wählt je nach Spieleranzahl mehrere Charaktere, die entweder dem Frühling oder dem Winter zuzuordnen sind, wobei es wichtig ist dass die Spieler abwechselnd Winter und Frühling zugehörig sind. Jeder Charakter hat eine spezielle Eigenschaft, wie dass man mehr Erzählkarten mit ihm zieht oder dass man sich weiter bewegen kann.
In jeder Runde wählt der Spieler eine Charakterkarte und dreht sie auf die aktivierte Seite. Man zieht drei Erzählkarten vom gemeinsamen Stapel, jede dieser Karten hat eine Frühlings- und eine Winterseite. Anschließend kann man sich bewegen, für jeweils zwei Felder muss man eine seiner Erzählkarten abwerfen. Wenn man dabei, was recht häufig passiert auf ein Feld kommt auf dem ein Charakter der gegnerischen Fraktion steht, kann dieser einen Kampf starten um den Spieler in seiner Bewegung aufzuhalten. Sollte das nicht geschehen oder nicht erfolgreich sein, kann der Spieler mit seinem Charakter eine Aktion ausführen. Eine Aktion ist entweder eine Queste abzuschließen oder eine neue Queste ins Spiel zu bringen. Anschließend wirft man alle Erzählkarten bis auf sieben ab.
Der Kampf, eine Falle zu stellen oder eine Quest abzuschließen läuft ähnlich ab. Beim Abschließen der Queste dürfen sogar alle Spieler noch versuchen ihre Charaktere an den jeweiligen Questort zu bringen. Jeder der beteiligten Spieler kann Erzählkarten ausspielen und trägt seinen Teil zur Erzählung des Kampfes oder der Quest bei. Am Ende wird gezählt welche Fraktion die meisten Erzählkarten ausgespielt hat. Diese Fraktion hat gewonnen und kann die Quest abschließen oder verhindern bzw. den Kampf gewinnen.
Die wichtigste Erzählkarte wird mit der Seite der Gewinnerfraktion auf die Erinnerungsleiste gelegt, wenn alle Felder bis zum Epilogmarker voll sind, wird die Geschichte ähnlich einer Queste abgeschlossen wobei die Fraktion welche bisher mehr Questen für sich gewinnen konnte einen großen Bonus erhält. Welche Fraktion mehr Punkt sammeln kann hat gewonnen und kann die Erzählung zu einem Ende führen, sodass entweder weiterhin der Winter das Land in seinem Griff hat, oder der Frühling zu neuem Leben erwacht.
Auch wenn wir zunächst ein bisschen zögerlich ans Spiel rangegangen sind, ergab sich dann doch eine lustige Erzählung. Die zum Teil sehr skurrilen Geschichten wurden von den anderen Spielern weitergesponnen, auch wenn wir über manchen Erzählkarten etwas länger gegrübelt haben, da die Geschichte ja auch eine gewisse logische Abfolge haben sollte, wobei die anderen Spieler immer wieder auch Tipps gegeben haben, wie man die Karte interpretieren kann und es war lustig zu hören wie unterschiedlich die verschiedenen Spieler die selbe Karte interpretiert haben.
Winter Tales von Jocularis und Matteo Santus erschien bei ihrem italienischen Indie Spiele Verlag Albe Pavo, welcher 2011 gegründet wurde. Jocularis übernimmt dabei die Rolle des Illustrators, während Mattea Santus das Management führt. Ihren Anteil an der Entwicklung der Brettspiele teilen sie zwischen sich auf.
wirklich tolles und sehr stimmiges Artwork von Jocularis
Erzählkarten bieten viel Interpretationsspielraum
weniger geeignet für eine ungerade Spieleranzahl, trotz Autorregel