Warhammer Fantasy-Rollenspiel 4 – Raue Nächte & Harte Tage von Graeme Davis ist eine Sammlung von fünf Abenteuern, welche zu einer Kampagne verknüpft werden können, aber auch einzeln gespielt werden können. Sie eigenen sich jeweils, abhängig von der Länge, für ein bis zwei Spielsitzungen. Das erste Abenteuer ist ein echter Klassiker und stammt aus dem Jahr 1987. Es wurde damals für die erste Edition geschrieben und nun erneuert.
Warhammer Fantasy-Rollenspiel 4 – Raue Nächte & Harte Tage ist nicht unbedingt für Anfänger geeignet. Viele der Handlungen der Abenteuer spielen parallel und überkreuzen sich. Das kann ganz schön hektisch werden. Außerdem bieten sie eine sehr dichte Handlung. Es kam bei uns nie vor, dass die Spieler nicht wussten was sie tun sollten, im Gegenteil, es wurde teilweise recht hektisch, weil ein Ereignis aufs nächste folgte. Es war eine spannende und unterhaltsame Mini – Kampagne, die aber einige Einschränkungen hat, auf die man sich eben einlassen muss.
Der Spielleiter kann natürlich etwas Tempo rausnehmen. Es gibt zwar einen recht präzisen Ablauf der Ereignisse, aber schließlich entscheidet der Spielleiter wann die Uhr weit genug vorangeschritten ist, um das nächste Ereignisse zu starten. Oft liegen zwar nur wenige Minuten dazwischen, aber da kann man als Spielleiter sehr gut straffen, oder mal locker lassen. Das fokussiert aber auch die Spieler, weil sie keine zeitraubenden Handlungen vornehmen können.
Alle Abenteuer folgen dem gleichen Aufbau. Neben einer Ausgangssituation gibt es einen Absatz zur Verknüpfung als Kampagne, wobei das sehr einfach gehalten wird. Die Spieler werden nach Ende des ersten Abenteuers Teil des Gefolges einer adeligen Person und im Zuge ihrer Aktivitäten folgen die nächsten Abenteuer. Abgesehen davon ändern sich die Abenteuer kaum. Es entsteht kein übergeordneter Handlungsbogen, aber die Abenteuer stehen in einem Zusammenhang und folgen einem natürlich Verlauf.
Jedes Abenteuer spielt innerhalb eines engen Zeitraums, innerhalb weniger Stunden und einer Örtlichkeit, wie einem Gasthaus am Fluss, einem Stadtgerichtsgebäude, einem Opernhaus, einem abgelegenen Schloss und einem kleinen Herrenhaus, daher sind die Abenteuer auch recht leicht in eigene Kampagnen integrierbar. Wir haben sie aber als kleine Mini Kampagne gespielt und fanden sie durchaus gelungen.
Jede der Örtlichkeiten wird mal mehr, mal weniger ausführlich beschrieben und es gibt immer einen schönen, bunten Übersichtsplan. Anschließend werden kurz die verschiedenen Handlungsstränge zusammengefasst. Jedes Abenteuer hat sieben, zum Teil sehr unterschiedlich Handlungsstränge, von einer heimlichen Affäre oder einem Ehrenmord, bishin zu einem Diebstahl oder einem politischen Disput, wobei mir da oft ausführlichere Informationen gefehlt haben. Es ist jeweils nur ein kleiner Abschnitt.
Man sollte sich also als Spielleiter durchaus Gedanken machen, wie die involvierten NSCs reagieren, wenn sich die Situation verändert, oder ihre Pläne zum Teil auch ohne Absicht durchkreuzt werden. Spontan auf diese mannigfaltigen Änderungen zu reagieren, ist etwas, bei dem man sich sehr schnell verzetteln kann, außerdem sollen die Spieler nicht das Gefühl bekommen, dass es völlig gleichgültig ist was sie tun. Dabei ist es völlig in Ordnung, wenn Spieler den einen oder andern Handlungsstrang auflösen oder durchtrennen, bevor es vorgesehen war, davon lebt auch das Rollenspiel.
Anschließend wird das Abenteuer linear erzählt. Die Absätze sind nach Uhrzeit geordnet und da sind manche Ereignisse fast schon im Minutentakt beschrieben, aber es funktioniert ganz gut. Im Spiel selbst sind Spannung und Tempo so hoch, dass die Spieler nicht das Gefühl gehabt haben, nur Zuschauer zu sein. Bei unserem Test haben die Spieler im Verlauf der Kampagne versucht Handlungen der NSCs vorwegzunehmen, oder im Vorfeld zu verhindern, zum Teil erfolgreich, aber öfters wurden sie auch völlig überrascht.
Nett ist, dass, alle wichtigen und auch die weniger wichtigen NSCs mit Bildern veranschaulicht werden, wenngleich auch nur in schwarzweiß. Es gibt für die wichtigsten NSCs nicht nur die Werte, sondern auch eine Beschreibung ihrer Motive und was sie während des Abenteuers vorhaben. Erschwert wird, wobei ich nicht wüsste wie man das besser lösen könnte, dass die verschiedenen Informationen entweder bei den Handlungssträngen, beim zeitlichen Ablauf oder eben bei den NSC-Beschreibungen zu finden sind.
Es genügt also sicher nicht, das Abenteuer mal kurz zu überfliegen. Es ist eben kein Dungeon Crawl Abenteuer, bei dem die Spieler bestimmen welche Räume sie betreten, sondern die Ereignisse finden statt, gleich ob die Spieler darauf reagieren oder nicht. Das führt manchmal zu Chaos, vor allem wenn die Spieler sich irren, oder etwas verwechseln, oder wenn sie sich unsicher über die Zusammenhänge sind. Die Abenteuer dauern jeweils nur ein paar Stunden.
Ulisses Spiele hat uns ein Rezensionsexemplar für Review-Zwecke zur Verfügung gestellt.
die NSCs sind gut beschrieben und bebildert
die Spieler sind durchaus gefordert
es gibt mehrere verflochtene Handlungsstränge
auf einen Schauplatz und ein paar Stunden fokussiert
mehr Informationen wären teilweise sehr hilfreich
kein Abenteuer, das man nebenbei mal schnell durchliest