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Venus im Pelz

Der neue Film von Roman Polanski ist etwas ganz Neues und zugleich ziemlich Altmodisches. Wäre es nicht Polanski, wäre dieses Werk auch als sehr waghalsig zu bezeichnen. Zwischen dem Theaterregisseur Thomas und der vorsprechenden Vanda entspinnt sich ein Spiel aus Macht und Erotik, ganz im Sinne der Vorlage von Sacher-Masoch.

Venus im Pelz Filmplakat. Rechte bei polyfilm

Venus im Pelz Filmplakat. Rechte bei polyfilm

Vorsprechen in einem kleinen Theater, der Regisseur will nach einem anstrengenden Tag endlich nach Hause, heute gab es keine Talente für sein Stück zu gewinnen, im Gegenteil, Frust macht sich breit. Die durchnässte Vanda kommt viel zu spät und will unbedingt vorsprechen, Thomas will sie nur noch loswerden. Doch sie zwingt ihn förmlich dazubleiben und ihr eine Chance zu geben, ihr, die so gar nicht nach „Material für die Bühne“ aussieht, eher nach Kellnerin in einem Pariser Nachtclub oder gar anrüchigeres. Dann jedoch schlüpft sie in die Rolle und ist wie geschaffen für die Rolle ihrer Namensvetterin Vanda von Dunajew, Thomas übernimmt die Rolle des Severin von Kusiemski. Bald sind sie wie gefangen im Stück und probieren noch eine Szene und noch eine, und Realität und Fiktion vermischen sich…

Ursprünglich hatte ich ja starke Bedenken wegen der Thematik des Filmes, aber schon der Trailer verspricht, dass es nicht um bierernste Unterwerfung und Submission geht, sondern dass der Film sich gerade  darüber, über die Machtkonstruktionen in s/m-Beziehungen oder auch allgemeinen Beziehungen (vor allem zwischen Mann und Frau) lustig macht. Der Humor ist ironisch, bisweilen sarkastisch, die Stimmung schwankt ständig zwischen Ernst und Parodie.

Roman Polanski setzt hier David Ives‘ Broadwayerfolg um. Gemeinsam haben sie das Stück als Drehbuch adaptiert, nicht die ursprüngliche Vorlage „Venus im Pelz“, eine Novelle vom österreichischen Autor Leopold von Sacher-Masoch, nach dem der Begriff „Masochismus“ benannt wurde, selbst. Der Film ist also dazu prädestiniert, auf einer Bühne zu spielen. Polanski setzt den Zuschauerraum mit ein und nutzt also etwas mehr Raum und sorgt für etwas mehr Dynamik. Dennoch wirken die Darsteller im Raum gefangen und die ganze Sache zumindest bis zu einem gewissen Punkt statisch. Dann jedoch nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf, und es fällt gar nicht mehr auf, dass nur zwei Charaktere auf einer Bühne stehen.

Schon die Außenaufnahmen verbreiten die Stimmung eines alten, unterfinanzierten Theaters, von dem es nur allzu viele gibt. Die Kulissen eines Stückes mit Western-Bezug stehen noch auf der Bühne herum. Polanskis Venus im Pelz lebt vor allem von den beiden Darstellern, Mathieu Amalric (der dem jüngeren Polanski durchaus verblüffend ähnlich sieht) und Emanuelle Seigner (Polanskis Frau, bereits ihre dritte Zusammenarbeit mit ihm nach Frantic und Die neun Pforten). Letztere beweist im ständigen Wechsel zwischen ihren beiden Rollen unheimliche Flexibilität, die leicht ordinäre, ungebildete Vanda, die dringend eine Rolle braucht, und der Vanda, die den Herrn von Kusiemski so schön langsam komplett unter ihre Kontrolle bringt. Gedreht wurde mit nur einer Kamera, für die heutige Zeit sehr ungewöhnlich. Polanski mit seinem langjährigen Schaffen, der wohl schon alle Auszeichnungen erhalten hat, die es zu erringen gilt, kehrte mit dem Film also auch irgendwie zu seinen Wurzeln zurück und drehte einen schlichten, „einfachen“ und dennoch komplexen, vielschichtigen Film.

Venus im Pelz läuft bereits im Verleih von polyfilm in den österreichischen Kinos

[review pros="

  • Innovative Ideen
  • Umsetzung der Vorlage
  • Darsteller und die Dynamik untereinander

" cons="

  • doch etwas statisch

" score=79]

Der neue Film von Roman Polanski ist etwas ganz Neues und zugleich ziemlich Altmodisches. Wäre es nicht Polanski, wäre dieses Werk auch als sehr waghalsig zu bezeichnen. Zwischen dem Theaterregisseur Thomas und der vorsprechenden Vanda entspinnt sich ein Spiel aus Macht und Erotik, ganz im Sinne der Vorlage von Sacher-Masoch. [caption id="attachment_4391" align="alignleft" width="212"] Venus im Pelz Filmplakat. Rechte bei polyfilm[/caption] Vorsprechen in einem kleinen Theater, der Regisseur will nach einem anstrengenden Tag endlich nach Hause, heute gab es keine Talente für sein Stück zu gewinnen, im Gegenteil, Frust macht sich breit. Die durchnässte Vanda kommt viel zu spät und will unbedingt vorsprechen, Thomas will sie nur noch loswerden. Doch sie zwingt ihn förmlich dazubleiben und ihr eine Chance zu geben, ihr, die so gar nicht nach „Material für die Bühne“ aussieht, eher nach Kellnerin in einem Pariser Nachtclub oder gar anrüchigeres. Dann jedoch schlüpft sie in die Rolle und ist wie geschaffen für die Rolle ihrer Namensvetterin Vanda von Dunajew, Thomas übernimmt die Rolle des Severin von Kusiemski. Bald sind sie wie gefangen im Stück und probieren noch eine Szene und noch eine, und Realität und Fiktion vermischen sich… Ursprünglich hatte ich ja starke Bedenken wegen der Thematik des Filmes, aber schon der Trailer verspricht, dass es nicht um bierernste Unterwerfung und Submission geht, sondern dass der Film sich gerade  darüber, über die Machtkonstruktionen in s/m-Beziehungen oder auch allgemeinen Beziehungen (vor allem zwischen Mann und Frau) lustig macht. Der Humor ist ironisch, bisweilen sarkastisch, die Stimmung schwankt ständig zwischen Ernst und Parodie. Roman Polanski setzt hier David Ives‘ Broadwayerfolg um. Gemeinsam haben sie das Stück als Drehbuch adaptiert, nicht die ursprüngliche Vorlage „Venus im Pelz“, eine Novelle vom österreichischen Autor Leopold von Sacher-Masoch, nach dem der Begriff „Masochismus“ benannt wurde, selbst. Der Film ist also dazu prädestiniert, auf einer Bühne zu spielen. Polanski setzt den Zuschauerraum mit ein und nutzt also etwas mehr Raum und sorgt für etwas mehr Dynamik. Dennoch wirken die Darsteller im Raum gefangen und die ganze Sache zumindest bis zu einem gewissen Punkt statisch. Dann jedoch nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf, und es fällt gar nicht mehr auf, dass nur zwei Charaktere auf einer Bühne stehen. Schon die Außenaufnahmen verbreiten die Stimmung eines alten, unterfinanzierten Theaters, von dem es nur allzu viele gibt. Die Kulissen eines Stückes mit Western-Bezug stehen noch auf der Bühne herum. Polanskis Venus im Pelz lebt vor allem von den beiden Darstellern, Mathieu Amalric (der dem jüngeren Polanski durchaus verblüffend ähnlich sieht) und Emanuelle Seigner (Polanskis Frau, bereits ihre dritte Zusammenarbeit mit ihm nach Frantic und Die neun Pforten). Letztere beweist im ständigen Wechsel zwischen ihren beiden Rollen unheimliche Flexibilität, die leicht ordinäre, ungebildete Vanda, die dringend eine Rolle braucht, und der Vanda, die den Herrn von Kusiemski so schön langsam komplett unter ihre Kontrolle bringt. Gedreht wurde mit nur einer Kamera, für die heutige Zeit sehr ungewöhnlich. Polanski mit seinem langjährigen Schaffen, der wohl schon alle Auszeichnungen erhalten hat, die es zu erringen gilt, kehrte mit dem Film also auch irgendwie zu seinen Wurzeln zurück und drehte einen schlichten, "einfachen" und dennoch komplexen, vielschichtigen Film. [box style="tip"]Venus im Pelz läuft bereits im Verleih von polyfilm in den österreichischen Kinos[/box] [review pros=" Innovative Ideen Umsetzung der Vorlage Darsteller und die Dynamik untereinander " cons=" doch etwas statisch " score=79]
Pros
Cons

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