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Tewje, der Milchmann

Tewje, der Milchmann von Scholem Alejchem erscheint im Manesse Verlag, in der Neuübersetzung aus dem Jiddischen von Armin Eidherr, welcher auch ein lesenswertes Nachwort verfasst hat. Mit seinem berühmtesten Werk hat der Humorist dem untergegangenen Milieu des Schtetls ein Denkmal gesetzt und der jiddischen Schicksalsroman zählt zu einem der wichtigsten Bücher der Weltliteratur.

Tewje, der Milchmann, Rechte bei Manesse

Tewje, der Milchmann, Rechte bei Manesse

Tewje, der Milchmann ist durch das Musical Anatevka weltberühmt geworden, doch geht der Roman tiefer und wirft einen berührend tragikomischen Blick auf die Katastrophen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts drohend am Horizont aufziehen: Pogrome, Vertreibungen, Revolutionen. Tewje, dessen Humor im Buch wie auch im Musical ihn einen Leuchturm gleich durch sein mühsahmes Leben lotst, ist im Roman noch wesentlich nachdenklicher, man könnte fast sagen philosophisch. Anatevka kennt fast jeder, wer aber abseits der Lieder mehr über die Schtetls im Osten erfahren möchte, sollte unbedingt das Buch lesen.

Tewje muss sich aber durchaus mit Veränderung herumschlagen, bekanntermaßen wollen seine Töchter bei ihrer Heiratet ihren eigenen Kopf durchsetzen und konfrontierten ihren Vater mit Schwiegersöhnen, die er allsamt zunächst ablehnt. Man braucht aber auch einen langen Atem für das Buch. Bringt es das Musical humorvoll, stark gekürzt und auch oberflächlicher auf den Punkt, kostet im Buch Tewje das Leben aus, philosophiert von seinem Wagen aus und erkennt, „in der Hauptsache braucht man Gottvertrauen, ein Jude muss hoffen, nichts als hoffen“

Tewje, der Milchmann ist arm an Geld, reich an Kindern und träumt von einem Leben ohne Not und Leid. Doch nach einem unverhofften Geldsegen wendet sich das Blatt und unser Held muss mitansehen wie man ihm seine Familie und seine Heimat nimmt. So bleibt er ganz allein in der Welt zurück, mit nichts als seinem Gottvertrauen und seinem unerschütterlichen jüdischen Humor. Allen Schikanen des Daseins setzt er ein humanes, verschmitztes Trotzdem entgegen, das Trotzdem des wahren Humoristen, der noch unter Tränen lacht und scherzt.

Tewje, der Milchmann wurde von Scholem Alejchem in einem Zeitraum von rund 20 Jahren geschrieben. Der Autor, welcher eigentlich Schalom Rabinowitsch hieß, stammte aus der Ukraine und wanderte 1905 nach Amerika aus. Bereits mit einundzwanzig Jahren Rabbiner, begründete er mit lebensnahen Milieu-Romanen seinen Ruf als größter Humorist der jiddischen Literatur. Die von ihm geschaffenen Charaktere aus allen Schichten des jüdischen Volkes Osteuropas haben geradezu metaphorische Bedeutung erlangt.

Tewje, der Milchmann von Scholem Alejchem ist im März 2016 bei Manesse in der Übersetzung von Armin Eidherr als gebundenes Buch und auch als ebook erschienen.
81% / 100 Wertung
Weltenraum WertungWertung
Positives
ein seltener Einblick in das jüdische Leben im Osten
interessante und humorvolle Vorlage des berühmten Musicals
es ist ein unterhaltsames aber auch sehr nachdenkliches Buch
Negatives
teilweise braucht man einen langen Atem, da Tewje sehr oft ausschweift
es ist vom Lesefluss her sicher eher ein ungewohntes Buch
Tewje, der Milchmann von Scholem Alejchem erscheint im Manesse Verlag, in der Neuübersetzung aus dem Jiddischen von Armin Eidherr, welcher auch ein lesenswertes Nachwort verfasst hat. Mit seinem berühmtesten Werk hat der Humorist dem untergegangenen Milieu des Schtetls ein Denkmal gesetzt und der jiddischen Schicksalsroman zählt zu einem der wichtigsten Bücher der Weltliteratur. [caption id="attachment_18004" align="alignleft" width="200"] Tewje, der Milchmann, Rechte bei Manesse[/caption] Tewje, der Milchmann ist durch das Musical Anatevka weltberühmt geworden, doch geht der Roman tiefer und wirft einen berührend tragikomischen Blick auf die Katastrophen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts drohend am Horizont aufziehen: Pogrome, Vertreibungen, Revolutionen. Tewje, dessen Humor im Buch wie auch im Musical ihn einen Leuchturm gleich durch sein mühsahmes Leben lotst, ist im Roman noch wesentlich nachdenklicher, man könnte fast sagen philosophisch. Anatevka kennt fast jeder, wer aber abseits der Lieder mehr über die Schtetls im Osten erfahren möchte, sollte unbedingt das Buch lesen. Tewje muss sich aber durchaus mit Veränderung herumschlagen, bekanntermaßen wollen seine Töchter bei ihrer Heiratet ihren eigenen Kopf durchsetzen und konfrontierten ihren Vater mit Schwiegersöhnen, die er allsamt zunächst ablehnt. Man braucht aber auch einen langen Atem für das Buch. Bringt es das Musical humorvoll, stark gekürzt und auch oberflächlicher auf den Punkt, kostet im Buch Tewje das Leben aus, philosophiert von seinem Wagen aus und erkennt, "in der Hauptsache braucht man Gottvertrauen, ein Jude muss hoffen, nichts als hoffen“ Tewje, der Milchmann ist arm an Geld, reich an Kindern und träumt von einem Leben ohne Not und Leid. Doch nach einem unverhofften Geldsegen wendet sich das Blatt und unser Held muss mitansehen wie man ihm seine Familie und seine Heimat nimmt. So bleibt er ganz allein in der Welt zurück, mit nichts als seinem Gottvertrauen und seinem unerschütterlichen jüdischen Humor. Allen Schikanen des Daseins setzt er ein humanes, verschmitztes Trotzdem entgegen, das Trotzdem des wahren Humoristen, der noch unter Tränen lacht und scherzt. Tewje, der Milchmann wurde von Scholem Alejchem in einem Zeitraum von rund 20 Jahren geschrieben. Der Autor, welcher eigentlich Schalom Rabinowitsch hieß, stammte aus der Ukraine und wanderte 1905 nach Amerika aus. Bereits mit einundzwanzig Jahren Rabbiner, begründete er mit lebensnahen Milieu-Romanen seinen Ruf als größter Humorist der jiddischen Literatur. Die von ihm geschaffenen Charaktere aus allen Schichten des jüdischen Volkes Osteuropas haben geradezu metaphorische Bedeutung erlangt. [box style="tip"]Tewje, der Milchmann von Scholem Alejchem ist im März 2016 bei Manesse in der Übersetzung von Armin Eidherr als gebundenes Buch und auch als ebook erschienen.[/box] [rwp-review id="0"]
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Cons

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