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Stumm & Laut 2013

Das diesjährige Stumm & Laut Filmfest bot am Wiener Columbusplatz drei Tage lang (historische) Stummfilme mit Musikbegleitung abseits vom simplen Klavier. Diesmal hat man sich für drei Filme in Spielfilmlänge entschieden: Panzerkreuzer Potemkin von Sergej Eisenstein, 20.000 Meilen unter dem Meer und Lotte Reinigers Die Abenteuer des Prinzen Achmed.

Das Festival an sich findet seit dem Jahr 2000 statt, am Columbusplatz seit 2011. Veranstaltet wird es von St. Balbach Art Produktion in Kooperation mit dem Kulturraum 10. St. Balbach ist sich auch für das Kino am Dach der Hauptbücherei und für das durch Wien tourende Volxkino verantwortlich.

Panzerkreuzer Potemkin

Panzerkreuzer Potemkin -Treppenszene von Odessa

Panzerkreuzer Potemkin (1925, Regie: Sergej Eisenstein) – Treppenszene von Odessa

Der epische Film von Sergej Eisenstein zeigt die Revolution von 1905 und ging mit der Treppenszene von Odessa in die Filmgeschichte ein.

Unter den Matrosen des Kriegsschiffes brodelt es, sie wollen sich von ihren „Herren“, den Offizieren, nicht länger unterdrücken lassen. Sie sind vom revolutionären Geist erfüllt und wollen sich mit den ebenfalls unterdrückten Werktätigen solidarisieren. Zu allem Überdruss ist auch das Fleisch voller Maden, wobei der Schiffsarzt es als einwandfrei bescheinigt, es soll nur mit Lake abgewaschen werden. Dies bringt das Fass zum Überlaufen. Die Matrosen erscheinen gesammelt nicht beim Essen, und verweigern den schlechten Borschtsch. Nun kommt es zur Konfrontation, der Kapitän will alle Aufrüher erschießen lassen, die Wachen verbrüdern sich aber schließlich mit den Matrosen und die Revolution nimmt ihren Gang.

Eisenstein will den Geist der Revolution vermitteln, die Massen emotionalisieren. Unheimlich viele Menschen nahmen an den Massenszenen teil und die Menschen darin waren alle echt, schließlich gab es damals ja noch nicht die technischen Hilfsmittel, die man heute kennt und einzusetzen weiß. Ein bisschen Farbe gibt es in dem schwarz-weiß Film auch: die wehende rote Fahne auf dem Panzerkreuzer Potemkin.

Viele Zwischentitel (russische Tafeln, mit deutschen Untertiteln=Flair blieb gewährleistet) waren nötig, um die revolutionären Vorgänge zu erklären, aber sie haben nicht gestört.

Vorbildliche Begleitung gab es von Chrono Popp & Hans Holler mit ihrem „elektronischen Klangteppich“, der insgesamt relativ zurückhaltend war, dafür nahmen sie bei spannenderen Szenen umso mehr Fahrt auf. Im Anschluss gab es noch einen tollen Bonustrack für die Zuschauer.

20.000 Meilen unter dem Meer

Es wurde ein recht früher Film von 1916 gezeigt, jedoch nicht die erste Verfilmung von 20.000 Meilen unter dem Meer, mit den ersten Unterwasseraufnahmen der Filmgeschichte. Leider ist dies, neben der sehr unheimlich dargestellten Figur des Kapitän Nemo fast das einzige, was sich herausragendes über diesen Film sagen lässt. Viel unfreiwillige Komik, fragwürdige Entscheidungen, die Geschichte von Kapitän Nemo und die geheimnisvolle Insel zusammenzulegen und dann noch anderes hineinzumengen, war nicht dies beste Idee des Regisseurs. Auch die Begleitung von Rom Azul Chi-Base-X war nicht mein Geschmack, sie war relativ zurückhaltend und sehr keyboard-lastig. Einzig bei einer Szene, bei der Trommeln zu hören waren, kam ein wenig Schwung auf.

Die Abenteuer des Prinzen Achmed

Die Abenteuer des Prinzen Achmed

Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926) Buch, Design und Animation: Lotte Reiniger. Rechte bei St. Balbach Art Produktion

Der erste abendfüllende Animationsfilm der Filmgeschichte führt uns in die Welt von 1001 Nacht. Der Kalif hat Geburtstag. Da erscheint ein geheimnisvoller Fremder in der Stadt und bietet ihm ein wundersames fliegendes Pferd an. Er fordert angemessene Bezahlung und der Kalif sagt ihm in seinem Übermut alles zu. Der Fremde hat es auf den größten Schatz, die Tochter Dinarsade abgesehen. Nun wird noch Achmed auf das Pferd gelockt, um freie Bahn zu haben. Der Prinz geht auf seine Reise, noch weiß er das Pferd nicht zu kontrolliern und steigt immer höher. Er begegnet im Zuge seiner Abenteuer allerlei schönen Mädchen, bei denen er  nichts anbrennen lässt, außerdem sieht er Monster und eine Hexe, wobei er alles daran setzt zurückzukehren, um seine Schwester zu retten.

Lotte Reiniger fertigte ihre zauberhaften und filigranen Figuren aus Photokarton an und verband ihre Glieder mit Draht, um sie in Einzelbildern zu animieren. 250.000 Einzelbilder waren es ursprünglich, der fertige Film besteht aus fast 96.000 Bildern. Der Hintergrund ist jeweils in eine satte Farbe getaucht. Zusätzlich zu den Figuren sind auch die Landschaften oder Gebäude/Interieurs teilweise extrem detailgetreu gearbeitet. Manche Figuren sind sehr klischeehaft dargestellt, was aber in der damaligen Zeit wohl noch nicht als politisch inkorrekt galt.

Der ursprünglich als Vorfilm geplante Kurzfilm „Der scheintote Chinese“ wurde nach dem Hauptfilm gezeigt, was vielleicht technisch bedingt war, ich aber so nicht als gute Entscheidung gesehen habe. Viele wollten nach dem Hauptfilm schon gehen. Außerdem war der Film von der Qualität nicht so gut gemacht wie Prinz Achmed und dann sozusagen ein Rückschritt.

Der beste Abend der drei, mit wundervoller Musik von Wandl (alias Lukas Wandl, angeblich erst 18 Jahre alt, aber bereits unglaublich)und dem immer wieder verzaubernden Prinzen Achmed. Wandl verwob organische Laute wie Zungenschnalzen, seinen verfremdeten Gesang  und alles mögliche andere zu einem grandiosen Soundtrack.

Es war wieder einmal ein gelungenes Stummfilmfestival, mit zwei tollen und einem nicht so besonderen Film.

Der gewählte Platz ist an sich sehr gut, leider gibt es jedes Jahr das Problem mit den Straßenlaternen, die am ersten Abend immer auf den erhöhten Platz mitten in den Publikumsreihen leuchten. Auch ist das Publikum sehr gemischt. Einerseits gibt es Filmfans, die extra hierher kommen um die Filme zu sehen, andererseits Leute die in der Nähe wohnen und bei einem Spaziergang auf die Veranstaltung stoßen, sich dann für ein paar Minuten hinsetzen und dann gelangweilt und teilweise laut aufstehen und weiter ihrer Wege ziehen. Vor allem am Abend, an dem Prinz Achmed gezeigt wurde, waren viele Kinder anwesend, von denen manche doch recht laut und nervig waren. Das bleibt ein kleiner Wehrmutstropfen.

Das diesjährige Stumm & Laut Filmfest bot am Wiener Columbusplatz drei Tage lang (historische) Stummfilme mit Musikbegleitung abseits vom simplen Klavier. Diesmal hat man sich für drei Filme in Spielfilmlänge entschieden: Panzerkreuzer Potemkin von Sergej Eisenstein, 20.000 Meilen unter dem Meer und Lotte Reinigers Die Abenteuer des Prinzen Achmed. Das Festival an sich findet seit dem Jahr 2000 statt, am Columbusplatz seit 2011. Veranstaltet wird es von St. Balbach Art Produktion in Kooperation mit dem Kulturraum 10. St. Balbach ist sich auch für das Kino am Dach der Hauptbücherei und für das durch Wien tourende Volxkino verantwortlich. Panzerkreuzer Potemkin [caption id="attachment_3329" align="alignleft" width="300"] Panzerkreuzer Potemkin (1925, Regie: Sergej Eisenstein) - Treppenszene von Odessa[/caption] Der epische Film von Sergej Eisenstein zeigt die Revolution von 1905 und ging mit der Treppenszene von Odessa in die Filmgeschichte ein. Unter den Matrosen des Kriegsschiffes brodelt es, sie wollen sich von ihren „Herren“, den Offizieren, nicht länger unterdrücken lassen. Sie sind vom revolutionären Geist erfüllt und wollen sich mit den ebenfalls unterdrückten Werktätigen solidarisieren. Zu allem Überdruss ist auch das Fleisch voller Maden, wobei der Schiffsarzt es als einwandfrei bescheinigt, es soll nur mit Lake abgewaschen werden. Dies bringt das Fass zum Überlaufen. Die Matrosen erscheinen gesammelt nicht beim Essen, und verweigern den schlechten Borschtsch. Nun kommt es zur Konfrontation, der Kapitän will alle Aufrüher erschießen lassen, die Wachen verbrüdern sich aber schließlich mit den Matrosen und die Revolution nimmt ihren Gang. Eisenstein will den Geist der Revolution vermitteln, die Massen emotionalisieren. Unheimlich viele Menschen nahmen an den Massenszenen teil und die Menschen darin waren alle echt, schließlich gab es damals ja noch nicht die technischen Hilfsmittel, die man heute kennt und einzusetzen weiß. Ein bisschen Farbe gibt es in dem schwarz-weiß Film auch: die wehende rote Fahne auf dem Panzerkreuzer Potemkin. Viele Zwischentitel (russische Tafeln, mit deutschen Untertiteln=Flair blieb gewährleistet) waren nötig, um die revolutionären Vorgänge zu erklären, aber sie haben nicht gestört. Vorbildliche Begleitung gab es von Chrono Popp & Hans Holler mit ihrem „elektronischen Klangteppich“, der insgesamt relativ zurückhaltend war, dafür nahmen sie bei spannenderen Szenen umso mehr Fahrt auf. Im Anschluss gab es noch einen tollen Bonustrack für die Zuschauer. 20.000 Meilen unter dem Meer Es wurde ein recht früher Film von 1916 gezeigt, jedoch nicht die erste Verfilmung von 20.000 Meilen unter dem Meer, mit den ersten Unterwasseraufnahmen der Filmgeschichte. Leider ist dies, neben der sehr unheimlich dargestellten Figur des Kapitän Nemo fast das einzige, was sich herausragendes über diesen Film sagen lässt. Viel unfreiwillige Komik, fragwürdige Entscheidungen, die Geschichte von Kapitän Nemo und die geheimnisvolle Insel zusammenzulegen und dann noch anderes hineinzumengen, war nicht dies beste Idee des Regisseurs. Auch die Begleitung von Rom Azul Chi-Base-X war nicht mein Geschmack, sie war relativ zurückhaltend und sehr keyboard-lastig. Einzig bei einer Szene, bei der Trommeln zu hören waren, kam ein wenig Schwung auf. Die Abenteuer des Prinzen Achmed [caption id="attachment_3328" align="alignleft" width="300"] Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926) Buch, Design und Animation: Lotte Reiniger. Rechte bei St. Balbach Art Produktion[/caption] Der erste abendfüllende Animationsfilm der Filmgeschichte führt uns in die Welt von 1001 Nacht. Der Kalif hat Geburtstag. Da erscheint ein geheimnisvoller Fremder in der Stadt und bietet ihm ein wundersames fliegendes Pferd an. Er fordert angemessene Bezahlung und der Kalif sagt ihm in seinem Übermut alles zu. Der Fremde hat es auf den größten Schatz, die Tochter Dinarsade abgesehen. Nun wird noch Achmed auf das Pferd gelockt, um freie Bahn zu haben. Der Prinz geht auf seine Reise, noch weiß er das Pferd nicht zu kontrolliern und steigt immer höher. Er begegnet im Zuge seiner Abenteuer allerlei schönen Mädchen, bei denen er  nichts anbrennen lässt, außerdem sieht er Monster und eine Hexe, wobei er alles daran setzt zurückzukehren, um seine Schwester zu retten. Lotte Reiniger fertigte ihre zauberhaften und filigranen Figuren aus Photokarton an und verband ihre Glieder mit Draht, um sie in Einzelbildern zu animieren. 250.000 Einzelbilder waren es ursprünglich, der fertige Film besteht aus fast 96.000 Bildern. Der Hintergrund ist jeweils in eine satte Farbe getaucht. Zusätzlich zu den Figuren sind auch die Landschaften oder Gebäude/Interieurs teilweise extrem detailgetreu gearbeitet. Manche Figuren sind sehr klischeehaft dargestellt, was aber in der damaligen Zeit wohl noch nicht als politisch inkorrekt galt. Der ursprünglich als Vorfilm geplante Kurzfilm „Der scheintote Chinese“ wurde nach dem Hauptfilm gezeigt, was vielleicht technisch bedingt war, ich aber so nicht als gute Entscheidung gesehen habe. Viele wollten nach dem Hauptfilm schon gehen. Außerdem war der Film von der Qualität nicht so gut gemacht wie Prinz Achmed und dann sozusagen ein Rückschritt. Der beste Abend der drei, mit wundervoller Musik von Wandl (alias Lukas Wandl, angeblich erst 18 Jahre alt, aber bereits unglaublich)und dem immer wieder verzaubernden Prinzen Achmed. Wandl verwob organische Laute wie Zungenschnalzen, seinen verfremdeten Gesang  und alles mögliche andere zu einem grandiosen Soundtrack. Es war wieder einmal ein gelungenes Stummfilmfestival, mit zwei tollen und einem nicht so besonderen Film. Der gewählte Platz ist an sich sehr gut, leider gibt es jedes Jahr das Problem mit den Straßenlaternen, die am ersten Abend immer auf den erhöhten Platz mitten in den Publikumsreihen leuchten. Auch ist das Publikum sehr gemischt. Einerseits gibt es Filmfans, die extra hierher kommen um die Filme zu sehen, andererseits Leute die in der Nähe wohnen und bei einem Spaziergang auf die Veranstaltung stoßen, sich dann für ein paar Minuten hinsetzen und dann gelangweilt und teilweise laut aufstehen und weiter ihrer Wege ziehen. Vor allem am Abend, an dem Prinz Achmed gezeigt wurde, waren viele Kinder anwesend, von denen manche doch recht laut und nervig waren. Das bleibt ein kleiner Wehrmutstropfen.
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Cons

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