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Stand Up – Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene

Das wunderschön gestaltete und praktische Handbuch von Julia Korbik bietet einen gelungenen Einstieg in den Feminismus. Ja, genau, Feminismus. Nicht nur für Neulinge ist das Buch etwas, auch bereits engagierte und/oder eingelesene Menschen erhalten hier neue Inspirationen, Tipps und Hinweise. Schauen wir uns das mal genauer an…

Buchcover

Stand Up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene. Rechte bei Rogner & Bernhard

Das Handbuch wendet sich ausdrücklich auch an Männer, aber auch das Buch bildet ab, dass vor allem Frauen für Gleichstellung kämpfen, bzw. in der Vergangenheit gekämpft haben. Frauen sind zwar rechtlich gleichgestellt, werden in der gegenwärtigen Gesellschaft aber leider noch immer stark benachteiligt. Natürlich werden auch Männer in ihrer Lebensführung eingeschränkt, in manchen Bereichen belächelt, aber Frauen trifft das alles noch viel mehr. Denn es ist ganz und gar nicht alles in Ordnung, alles erreicht und nur ein paar letzte Frustrierte arbeiten sich hysterisch ab an Kleinigkeiten wie der Bundeshymne, dem ewigen Gendern, und anderen Kleinigkeiten wie ungleicher Bezahlung, ungleicher Verteilung von Haus-, Pflege- und Erziehungsarbeit etc. Einige Brennpunkte finden sich in Stand Up wieder, und vieles wird zum Nachdenken und Weiterdenken bringen.

Nun aber wirklich zum Buch zurück: Das Handbuch ist in zwei Teile geteilt, Die Grundlagen und Gleichberechtigung, Wo der Schuh drückt. Gestartet wird im Kapitel „Basics“ mit den wichtigen Definitionen von Feminismus, Sex und Gender (Sex und Gender vereinfacht, aber das reicht für den Anfang), das Imageproblem des Feminismus vor allem unter jungen Frauen wird thematisiert, dann gibt es den überaus spannenden Überblick über Theorie und Geschichte. In diesem Abriss kommen die Grandes Dames des Feminismus, die Vorkämpferinnen wie Olympe de Gouges, Clara Zetkin, Simone de Beauvoir und viele andere vor. Die Liste kann natürlich nicht vollständig sein. Julia Korbik konzentriert sich fast ausschließlich auf die deutsche und die amerikanische Frauenbewegung. Erhofft hätte ich mir, wenn auch nur auf wenigen Seiten, die Abhandlung von nicht weißem, nicht westlichem Feminismus, oder zumindest die Abhandlung der Spannungen, die es zwischen weißen Mittelschicht-Feministinnen und schwarzen Feministinnen, die mit anderen Formen der Diskriminierung zu kämpfen haben, gab und auch noch gibt. Zumindest bei den Theorieansätzen werden die postkolonialen Theorien erwähnt.

Im zweiten großen Teil geht es um die Brennpunkte, so wird zum Beispiel mit Stereotypen aufgeräumt. Es geht um Körper und Schönheitsvorstellungen, Politik, Arbeitsleben und Popkultur von Games über Filme bis zur Musikindustrie. Der Teil ist natürlich vor allem für EinsteigerInnen noch spannender zu lesen. Stand Up bedient sich einer verständlichen, aber nicht vereinfachenden Sprache, greift knackige Slogans auf und versteht es einen guten Überblick über aktuelle und vergangene Spannungsfelder der feministischen Bewegung zu bieten. Vorbildlich gibt es für alle Statistiken und überall wo sonst nötig, Zitate und Literaturverweise, streng wissenschaftlichen Anspruch hat das Buch aber natürlich nicht.

Auch die eingefleischten KennerInnen werden in Stand Up Neues finden, das Buch ist unheimlich aktuell, stellt Bloggerinnen vor, VertreterInnen der Popkultur, uvm. Mit all dem neuen Wissen wird die Leserin und auch der Leser nicht allein gelassen, im Abschnitt Los geht’s finden sich viele Anregungen, sich auch weiterhin mit dem Themenkreis auseinanderzusetzen und je nach Lust und Laune aktiv zu werden.

Die Autorin schafft es, umstrittene Sachverhalte neutral zu formulieren und unterschiedlichste Theorien und Strömungen des Feminismus ohne Wertung nebeneinander darzustellen, Widerspruch und Diskussion stellt sie als befruchtend dar. Ausdrücklich führt sie aus, dass es nicht den einen Feminismus gibt, sondern viele. Vereinfachen und Weglassen war zwangsläufig in einigen Bereichen nötig.

Julia Korbik ist eine Feministin der neuen Generation, die sich auch von den Altlasten und Grabenkämpfen der VorgängerInnen befreien will. Der Feminismus soll wieder jung und frisch sein und breite Teile der Bevölkerung ansprechen. Korbik studierte European Studies, Journalismus und Kommunikationswissenschaften in Frankreich und Deutschland. Heute arbeitet sie hauptsächlich als Journalistin und Bloggerin.

Stand Up ist ein Buch, bei dem es sich lohnt, es in althergebrachter, realer Form und nicht als profanes ebook zu erwerben. Es ist schön knallig und liebevoll gestaltet, mit schön aufbereiteten Grafiken, Statistiken und Illustrationen. So bringt das Handbuch den Feminismus so richtig sexy rüber, genau das was dem Feminismus ja vor allem in den letzten Jahren abgesprochen wurde. Stand Up hat ein System mit wiederkehrenden Rubriken, die umfassende Infos bieten und das Leseerlebnis abseits vom Fließtext der Kapitel auflockern. Am Anfang waren aber zum Beispiel die Seiten mit den Personenvorstellungen für mich verwirrend, da der eigentliche Text unterbrochen wird und dann erst dahinter, auf der nächsten Seite weitergeht. Das legt sich aber schnell. Es gibt dann nur noch einen Kritikpunkt: die Autorin konzentriert sich in ihren Ausführungen stark auf die Situation in Deutschland z.B. bei rechtlichen Sachverhalten, Statistiken, sodass diese sich nur mit Deutschland beschäftigen.

Das Sachbuch Stand Up-Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene von Julia Korbik mit 416 Seiten ist bereits bei Rogner und Bernhard erschienen.

[review pros="

  • knackiger Überblick und Einführung ins Themengebiet
  • tolle Gestaltung & Konzept
  • schafft viele Anknüpfungspunkte
  • auch für Fortgeschrittene spannend

" cons="

  • Einschübe stören manchmal den Lesefluss
  • Konzentration auf deutsche Situation

" score=88]

Das wunderschön gestaltete und praktische Handbuch von Julia Korbik bietet einen gelungenen Einstieg in den Feminismus. Ja, genau, Feminismus. Nicht nur für Neulinge ist das Buch etwas, auch bereits engagierte und/oder eingelesene Menschen erhalten hier neue Inspirationen, Tipps und Hinweise. Schauen wir uns das mal genauer an… [caption id="attachment_7778" align="alignleft" width="212"] Stand Up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene. Rechte bei Rogner & Bernhard[/caption] Das Handbuch wendet sich ausdrücklich auch an Männer, aber auch das Buch bildet ab, dass vor allem Frauen für Gleichstellung kämpfen, bzw. in der Vergangenheit gekämpft haben. Frauen sind zwar rechtlich gleichgestellt, werden in der gegenwärtigen Gesellschaft aber leider noch immer stark benachteiligt. Natürlich werden auch Männer in ihrer Lebensführung eingeschränkt, in manchen Bereichen belächelt, aber Frauen trifft das alles noch viel mehr. Denn es ist ganz und gar nicht alles in Ordnung, alles erreicht und nur ein paar letzte Frustrierte arbeiten sich hysterisch ab an Kleinigkeiten wie der Bundeshymne, dem ewigen Gendern, und anderen Kleinigkeiten wie ungleicher Bezahlung, ungleicher Verteilung von Haus-, Pflege- und Erziehungsarbeit etc. Einige Brennpunkte finden sich in Stand Up wieder, und vieles wird zum Nachdenken und Weiterdenken bringen. Nun aber wirklich zum Buch zurück: Das Handbuch ist in zwei Teile geteilt, Die Grundlagen und Gleichberechtigung, Wo der Schuh drückt. Gestartet wird im Kapitel „Basics“ mit den wichtigen Definitionen von Feminismus, Sex und Gender (Sex und Gender vereinfacht, aber das reicht für den Anfang), das Imageproblem des Feminismus vor allem unter jungen Frauen wird thematisiert, dann gibt es den überaus spannenden Überblick über Theorie und Geschichte. In diesem Abriss kommen die Grandes Dames des Feminismus, die Vorkämpferinnen wie Olympe de Gouges, Clara Zetkin, Simone de Beauvoir und viele andere vor. Die Liste kann natürlich nicht vollständig sein. Julia Korbik konzentriert sich fast ausschließlich auf die deutsche und die amerikanische Frauenbewegung. Erhofft hätte ich mir, wenn auch nur auf wenigen Seiten, die Abhandlung von nicht weißem, nicht westlichem Feminismus, oder zumindest die Abhandlung der Spannungen, die es zwischen weißen Mittelschicht-Feministinnen und schwarzen Feministinnen, die mit anderen Formen der Diskriminierung zu kämpfen haben, gab und auch noch gibt. Zumindest bei den Theorieansätzen werden die postkolonialen Theorien erwähnt. Im zweiten großen Teil geht es um die Brennpunkte, so wird zum Beispiel mit Stereotypen aufgeräumt. Es geht um Körper und Schönheitsvorstellungen, Politik, Arbeitsleben und Popkultur von Games über Filme bis zur Musikindustrie. Der Teil ist natürlich vor allem für EinsteigerInnen noch spannender zu lesen. Stand Up bedient sich einer verständlichen, aber nicht vereinfachenden Sprache, greift knackige Slogans auf und versteht es einen guten Überblick über aktuelle und vergangene Spannungsfelder der feministischen Bewegung zu bieten. Vorbildlich gibt es für alle Statistiken und überall wo sonst nötig, Zitate und Literaturverweise, streng wissenschaftlichen Anspruch hat das Buch aber natürlich nicht. Auch die eingefleischten KennerInnen werden in Stand Up Neues finden, das Buch ist unheimlich aktuell, stellt Bloggerinnen vor, VertreterInnen der Popkultur, uvm. Mit all dem neuen Wissen wird die Leserin und auch der Leser nicht allein gelassen, im Abschnitt Los geht’s finden sich viele Anregungen, sich auch weiterhin mit dem Themenkreis auseinanderzusetzen und je nach Lust und Laune aktiv zu werden. Die Autorin schafft es, umstrittene Sachverhalte neutral zu formulieren und unterschiedlichste Theorien und Strömungen des Feminismus ohne Wertung nebeneinander darzustellen, Widerspruch und Diskussion stellt sie als befruchtend dar. Ausdrücklich führt sie aus, dass es nicht den einen Feminismus gibt, sondern viele. Vereinfachen und Weglassen war zwangsläufig in einigen Bereichen nötig. Julia Korbik ist eine Feministin der neuen Generation, die sich auch von den Altlasten und Grabenkämpfen der VorgängerInnen befreien will. Der Feminismus soll wieder jung und frisch sein und breite Teile der Bevölkerung ansprechen. Korbik studierte European Studies, Journalismus und Kommunikationswissenschaften in Frankreich und Deutschland. Heute arbeitet sie hauptsächlich als Journalistin und Bloggerin. Stand Up ist ein Buch, bei dem es sich lohnt, es in althergebrachter, realer Form und nicht als profanes ebook zu erwerben. Es ist schön knallig und liebevoll gestaltet, mit schön aufbereiteten Grafiken, Statistiken und Illustrationen. So bringt das Handbuch den Feminismus so richtig sexy rüber, genau das was dem Feminismus ja vor allem in den letzten Jahren abgesprochen wurde. Stand Up hat ein System mit wiederkehrenden Rubriken, die umfassende Infos bieten und das Leseerlebnis abseits vom Fließtext der Kapitel auflockern. Am Anfang waren aber zum Beispiel die Seiten mit den Personenvorstellungen für mich verwirrend, da der eigentliche Text unterbrochen wird und dann erst dahinter, auf der nächsten Seite weitergeht. Das legt sich aber schnell. Es gibt dann nur noch einen Kritikpunkt: die Autorin konzentriert sich in ihren Ausführungen stark auf die Situation in Deutschland z.B. bei rechtlichen Sachverhalten, Statistiken, sodass diese sich nur mit Deutschland beschäftigen. [box style="tip"]Das Sachbuch Stand Up-Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene von Julia Korbik mit 416 Seiten ist bereits bei Rogner und Bernhard erschienen.[/box] [review pros=" knackiger Überblick und Einführung ins Themengebiet tolle Gestaltung & Konzept schafft viele Anknüpfungspunkte auch für Fortgeschrittene spannend " cons=" Einschübe stören manchmal den Lesefluss Konzentration auf deutsche Situation " score=88]
Pros
Cons

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