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Population Boom

7 Milliarden Menschen gibt es auf der Erde, Müll, Hunger und Klimawandel sind permanent ein Thema. Sind wir zuviele, und wenn ja, wer ist zuviel? Werner Boote geht in seinem neuen Dokumentarfilm auf seiner die Welt umspannenden Reise diesen Fragen nach.

Population Boom Filmplakat. bei Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH und Thimfilm.

Population Boom. Alle Rechte bei Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH und
Thimfilm.

Der österreichische Regisseur Werner Boote ist vor allem für seinen letzten preisgekrönten Dokumentarfilm „Plastic Planet“ aus dem Jahr 2009 bekannt (Goldene Romy). Er war auch Regieassistent u.a bei Ulrich Seidl und Robert Dornhelm, wobei er sich bei dem Monumentalepos „Die zehn Gebote“ bereits mit Massenszenen auseinandersetzte.

Weniger erfreut als besorgt verkündet UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon am 31.10. 2011 (zugleich Halloween) die Geburt des statistisch 7 Milliardsten Erdenbürgers, nicht ohne Armut, Klimawandel und andere Katastrophen zu erwähnen. Sogleich beginnt Boote, Experten zu befragen, anfangs selbst in der Überzeugung, die Welt sei überbevölkert und das Wachstum müsse eingedämmt werden. Schließlich kommen er und auch der Zuseher im Zuge der „Ermittlungen“, die um die ganze Welt führen zu dem Schluss, dass die Überbevölkerung ein Mythos ist, dass genug Platz für alle da ist. Dass manche einflussreiche Menschen, Mächte und Regierungen ein berechtigtes Interesse haben, die Bevölkerung in gewissen Ländern, die vielleicht auch ein Stück vom Kuchen (Ressourcen, Macht etc) haben wollen würden, zu begrenzen. Mexiko hat z.B. auf Druck der USA und der UN die Geburtenrate auf 2,1 Kinder pro Frau reduziert. Bei dieser Rate bleibt die Bevölkerung konstant. In 90 Ländern liegt die Geburtenrate weit unter diesem Wert. Ohne Migration wird die Bevölkerung in diesen Ländern zurückgehen. China mit der 1 Kind-Politik und Indien mit dem Slogan „We two and our two“ begrenzen ebenfalls ihre Bevölkerung. In manche Entwicklungsländer werden massenhaft Verhütungsmittel geliefert und weniger Know-how, Saatgut, Nahrungsmittelhilfe, etc. Boote zeigt auch die Freude, die Menschen bei der Geburt eines Kindes empfinden, wie schön es ist, Leben in die Welt zu setzen. Auch Phänomene wie Landflucht werden beleuchtet. Bevölkerungsbegrenzung an sich ist wohl kein Mittel, die Welt in der wir leben, zu verbessern.

Die These, dass unser Planet nur eine gewissen Bevölkerungszahl verkraftet wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts von Robert Malthus aufgestellt. Dessen Sichtweise, dass die Bevölkerung stärker als die Nahrungsmittelproduktion wachse, somit Verelendung, Armut und Hunger die Folge seien, hält sich bis heute. Bei optimaler Verteilung produziert man heute weltweit mehr als genug Lebensmittel für alle, jedoch hungern eine Milliarde Menschen. Man spricht von Klimawandel und Ressourcenknappheit, übersieht aber dabei, dass die Länder mit dem größten Bevölkerungszuwachs kaum Treibhausgase ausstoßen, und der Westen es gewohnt ist, sich immer ein größeres Stück vom Kuchen abzuschneiden. Wie sollen Menschen in Afrika Landwirtschaft betreiben und zur ihrer eigenen Versorgung sowie der ihrer Mitmenschen beitragen, wenn westliche Staaten und Firmen im großen Stil Land aufkaufen? Angeblich wird die Bevölkerungszahl mit 9,5 Mrd Mitte dieses Jahrhunderts ihren Zenit erreichen und dann wieder sinken. Die westlichen Industriestaaten werden noch davor große Probleme in ihren überalterten Gesellschaften bekommen (Pflege, Pensionssysteme), wenn sie nicht für Zuzug aus anderen Ländern und höhere Geburtenraten sorgen.

Boote nimmt den Zuseher mit auf seine Reise, dramaturgisch gut strukturiert, und zeigt, nach einem gewissen Muster Städte, z.B. stellt er sich immer im Anzug Zeitung lesend mitten auf die Straße, der Verkehr zieht an ihm vorbei. Die Bedeutung des Regenschirms, den er stets bei sich trägt, wird übrigens später im Film noch enthüllt.  Die Gesprächspartner sind gut ausgewählt, verstehen mit ihrem Wissen zu überzeugen und manche inspirieren auch. Die Drehorte sind sorgfältig recherchiert, Feste werden gezeigt, in dem Ziel natürlich möglichst große Menschenmassen zu präsentieren. Wir sehen z.B. Halloween in New York City und das Bishwa Ijtema Treffen von Muslimen in Dhaka, Bangladesh, die zweitgrößte Zusammenkunft neben der Pilgerreise nach Mekka, der Haddsch. Im letzteren spielt auch die inspirierendste Szene des Films, Werner Boote, irgendwie auch als Repräsentant der westlichen Welt in diesem Film, fährt auf dem Dach eines extrem überfüllten Zuges mit, alle halten und helfen sich gegenseitig, alle sitzen „im selben Boot“. Die Botschaft des Filmes ist eine nach mehr Solidarität und Miteinander mit den Mit-Menschen auf dieser Erde, die wir gemeinsam teilen, die wir gemeinsam gerechter teilen sollten.

Wussten Sie?- Population Boom. Alle Rechte bei Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH und Thimfilm.

Wussten Sie?- Population Boom. Alle Rechte bei Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH und Thimfilm.

 Bootes Auftreten ist immer sehr authentisch, teilweise wirkt er jedoch etwas unprofessionell und steht etwas zu viel im Vordergrund. Kleines Manko sind auch manche Stellen, bei denen doch einiges zu vereinfacht wird, zu plakative Aussagen getroffen werden. Da hätte ich mir stellenweise doch mehr Fakten und Tiefe gewünscht.

Einen schönen Zug finde ich es auch, dass im Abspann sämtliche Gesprächspartner von der Fernsehjournalistin Wang Wenjun in China, deren Hochzeit Boote filmte, bis zum kenianischen Massai Francis Kamakia, der von seiner Familienplanung erzählte, namentlich genannt werden, und ebenfalls alle vor Ort tätigen Unterstützer.  Auch der von Karwan Marouf komponierte Soundtrack und vor allem der Song „Reach Out“, gesungen von Gianna Charles, wissen zu überzeugen. Werner Bootes Population Boom sorgt für einen, zum Nachdenken anregenden und inspirierenden Kinoabend.

 

Population Boom kommt am 20. September 2013 im Verleih von Thimfilm in die österreichischen Kinos.

[review pros="

  • Bilder und Settings
  • Boote als weltreisender Ermittler
  • Soundtrack, Titelsong
  • rührend und inspirierend

" cons="

  • Boote teilweise zu präsent; zwar charmantes aber stellenweise unprofessionelles Auftreten
  • manchmal zu vereinfachte Aussagen, mehr Fakten, Tiefe wünschenswert

" score= 77]

7 Milliarden Menschen gibt es auf der Erde, Müll, Hunger und Klimawandel sind permanent ein Thema. Sind wir zuviele, und wenn ja, wer ist zuviel? Werner Boote geht in seinem neuen Dokumentarfilm auf seiner die Welt umspannenden Reise diesen Fragen nach. [caption id="attachment_3380" align="alignleft" width="180"] Population Boom. Alle Rechte bei Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH undThimfilm.[/caption] Der österreichische Regisseur Werner Boote ist vor allem für seinen letzten preisgekrönten Dokumentarfilm „Plastic Planet“ aus dem Jahr 2009 bekannt (Goldene Romy). Er war auch Regieassistent u.a bei Ulrich Seidl und Robert Dornhelm, wobei er sich bei dem Monumentalepos „Die zehn Gebote“ bereits mit Massenszenen auseinandersetzte. Weniger erfreut als besorgt verkündet UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon am 31.10. 2011 (zugleich Halloween) die Geburt des statistisch 7 Milliardsten Erdenbürgers, nicht ohne Armut, Klimawandel und andere Katastrophen zu erwähnen. Sogleich beginnt Boote, Experten zu befragen, anfangs selbst in der Überzeugung, die Welt sei überbevölkert und das Wachstum müsse eingedämmt werden. Schließlich kommen er und auch der Zuseher im Zuge der „Ermittlungen“, die um die ganze Welt führen zu dem Schluss, dass die Überbevölkerung ein Mythos ist, dass genug Platz für alle da ist. Dass manche einflussreiche Menschen, Mächte und Regierungen ein berechtigtes Interesse haben, die Bevölkerung in gewissen Ländern, die vielleicht auch ein Stück vom Kuchen (Ressourcen, Macht etc) haben wollen würden, zu begrenzen. Mexiko hat z.B. auf Druck der USA und der UN die Geburtenrate auf 2,1 Kinder pro Frau reduziert. Bei dieser Rate bleibt die Bevölkerung konstant. In 90 Ländern liegt die Geburtenrate weit unter diesem Wert. Ohne Migration wird die Bevölkerung in diesen Ländern zurückgehen. China mit der 1 Kind-Politik und Indien mit dem Slogan „We two and our two“ begrenzen ebenfalls ihre Bevölkerung. In manche Entwicklungsländer werden massenhaft Verhütungsmittel geliefert und weniger Know-how, Saatgut, Nahrungsmittelhilfe, etc. Boote zeigt auch die Freude, die Menschen bei der Geburt eines Kindes empfinden, wie schön es ist, Leben in die Welt zu setzen. Auch Phänomene wie Landflucht werden beleuchtet. Bevölkerungsbegrenzung an sich ist wohl kein Mittel, die Welt in der wir leben, zu verbessern. Die These, dass unser Planet nur eine gewissen Bevölkerungszahl verkraftet wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts von Robert Malthus aufgestellt. Dessen Sichtweise, dass die Bevölkerung stärker als die Nahrungsmittelproduktion wachse, somit Verelendung, Armut und Hunger die Folge seien, hält sich bis heute. Bei optimaler Verteilung produziert man heute weltweit mehr als genug Lebensmittel für alle, jedoch hungern eine Milliarde Menschen. Man spricht von Klimawandel und Ressourcenknappheit, übersieht aber dabei, dass die Länder mit dem größten Bevölkerungszuwachs kaum Treibhausgase ausstoßen, und der Westen es gewohnt ist, sich immer ein größeres Stück vom Kuchen abzuschneiden. Wie sollen Menschen in Afrika Landwirtschaft betreiben und zur ihrer eigenen Versorgung sowie der ihrer Mitmenschen beitragen, wenn westliche Staaten und Firmen im großen Stil Land aufkaufen? Angeblich wird die Bevölkerungszahl mit 9,5 Mrd Mitte dieses Jahrhunderts ihren Zenit erreichen und dann wieder sinken. Die westlichen Industriestaaten werden noch davor große Probleme in ihren überalterten Gesellschaften bekommen (Pflege, Pensionssysteme), wenn sie nicht für Zuzug aus anderen Ländern und höhere Geburtenraten sorgen. Boote nimmt den Zuseher mit auf seine Reise, dramaturgisch gut strukturiert, und zeigt, nach einem gewissen Muster Städte, z.B. stellt er sich immer im Anzug Zeitung lesend mitten auf die Straße, der Verkehr zieht an ihm vorbei. Die Bedeutung des Regenschirms, den er stets bei sich trägt, wird übrigens später im Film noch enthüllt.  Die Gesprächspartner sind gut ausgewählt, verstehen mit ihrem Wissen zu überzeugen und manche inspirieren auch. Die Drehorte sind sorgfältig recherchiert, Feste werden gezeigt, in dem Ziel natürlich möglichst große Menschenmassen zu präsentieren. Wir sehen z.B. Halloween in New York City und das Bishwa Ijtema Treffen von Muslimen in Dhaka, Bangladesh, die zweitgrößte Zusammenkunft neben der Pilgerreise nach Mekka, der Haddsch. Im letzteren spielt auch die inspirierendste Szene des Films, Werner Boote, irgendwie auch als Repräsentant der westlichen Welt in diesem Film, fährt auf dem Dach eines extrem überfüllten Zuges mit, alle halten und helfen sich gegenseitig, alle sitzen „im selben Boot“. Die Botschaft des Filmes ist eine nach mehr Solidarität und Miteinander mit den Mit-Menschen auf dieser Erde, die wir gemeinsam teilen, die wir gemeinsam gerechter teilen sollten. [caption id="attachment_3385" align="alignleft" width="300"] Wussten Sie?- Population Boom. Alle Rechte bei Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH und Thimfilm.[/caption]  Bootes Auftreten ist immer sehr authentisch, teilweise wirkt er jedoch etwas unprofessionell und steht etwas zu viel im Vordergrund. Kleines Manko sind auch manche Stellen, bei denen doch einiges zu vereinfacht wird, zu plakative Aussagen getroffen werden. Da hätte ich mir stellenweise doch mehr Fakten und Tiefe gewünscht. Einen schönen Zug finde ich es auch, dass im Abspann sämtliche Gesprächspartner von der Fernsehjournalistin Wang Wenjun in China, deren Hochzeit Boote filmte, bis zum kenianischen Massai Francis Kamakia, der von seiner Familienplanung erzählte, namentlich genannt werden, und ebenfalls alle vor Ort tätigen Unterstützer.  Auch der von Karwan Marouf komponierte Soundtrack und vor allem der Song „Reach Out“, gesungen von Gianna Charles, wissen zu überzeugen. Werner Bootes Population Boom sorgt für einen, zum Nachdenken anregenden und inspirierenden Kinoabend.   [box style="tip"]Population Boom kommt am 20. September 2013 im Verleih von Thimfilm in die österreichischen Kinos.[/box] [review pros=" Bilder und Settings Boote als weltreisender Ermittler Soundtrack, Titelsong rührend und inspirierend " cons=" Boote teilweise zu präsent; zwar charmantes aber stellenweise unprofessionelles Auftreten manchmal zu vereinfachte Aussagen, mehr Fakten, Tiefe wünschenswert " score= 77]
Pros
Cons

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