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Lovecraft Country

Lovecraft Country von Matt Ruff ist ein spannender Horrorroman und eine der schönsten Verbeugungen vor dem großen Altmeister der Horrorliteratur, H. P. Lovecraft, die ich je gelesen habe. Es handelt aber auch vom Rassismus in den USA, welcher in den 50er Jahren allgegenwärtig war. Dazu kommt eine Handlungsdichte wie bei einer HBO TV-Serie und es gibt doch einige überraschende Wendungen.

Lovecraft Country von Matt Ruff, Rechte bei Carl Hanser Verlag

Lovecraft Country von Matt Ruff, Rechte bei Carl Hanser Verlag

Lovecraft Country erzählt mit teuflischem Humor die wahnwitzigen und phantastischen Abenteuer einer schwarzen Familie, wie sie sich selbst H. P. Lovecraft niemals so gut hätte ausdenken können. Das Buch bietet in den unterschiedlich langen Kapiteln das volle Spektrum des lovecraft’schen Universums der Älteren Wesen, sei es eine Mi-Go ähnliche Raumstation unter fremden Sternen mit hungrigen Monstern, oder sei es ein Hasturähnlicher Geheimkult in völliger Abgeschiedenheit.

Der Rassismus ist im Buch omnipräsent und führt uns vor Augen wie schlimm dieses Gefühl, dieses Verhalten gewesen sein muss und es führt uns vor Augen, dass diese Zeit noch nicht zur Gänze überwunden ist, wie wir uns das so sehr oft wünschen oder glauben machen. Vor allem finde ich aber auch, dass es Matt Ruf wie kaum einem zweiten gelungen ist, dieses Lovecraft’sche-Viktorianische Universum des Schreckens in seiner Erzählung zu vermitteln.

Die Kapitel selbst sind sehr episodenhaft angelegt und in jeder dieser Episoden steht eine andere der Figuren im Mittelpunkt, ohne die anderen zu vernachlässigen. Atticus Turner bekommt den meisten Platz eingeräumt, aber auch seine Jugendfreundin Letitia ist die Heldin einer sehr abenteuerlichen Reise, die sie im wahrsten Sinn des Wortes bis zu den Sternen führt. Es gelingt Matt Ruff trotz des viktorianischen Stils seiner Erzählung und der Finsternis der Ereignisse einen sehr modernen Roman hinzulegen. Diesbezüglich helfen die lockeren Sprüche seiner Figuren, sowie die Art und Weise seines Aufbaus. Man könnte sagen, das Buch ist alt im Stil, aber aktuell in der Präsentation.

Atticus Turners Gefühle für seinen Vater waren schon immer zwiespältig, doch als er verschwindet, macht Atticus sich wohl oder übel auf die Suche. Die Spur führt nach „Lovecraft Country“ in Neuengland, Mitte der 50er Jahre, in einen Ort mit den schärfsten Rassengesetzen in den USA. Mit Hilfe seines Onkels George, Herausgeber des „Safe Negro Travel Guide“ und seiner Jugendfreundin Letitia gelangt Atticus bis zum Anwesen der Braithwhites. Hier tagt eine rassistische Geheimloge, mit deren Hilfe Braithwhite Junior nichts weniger als die höchste Macht anstrebt.

Lovecraft Country ist ein Begriff, der vom amerikanischen Autor und Herausgeber Keith Herber für das New England Setting geprägt wurde. Er kombiniert reale und fiktive Orte, die von H. P. Lovecraft in vielen seiner unheimlichen Erzählung verwendet und später von anderen Autoren im Cthulhu Mythos ausgearbeitet wurden. Auch spielen viele der Abenteuer des Rollenspielsystems Cthulhu, welches auf dem Mythos der Werke von H.P.Lovecraft basiert, in dieser Region.

Matt Ruff, 1965 in New York geboren, wurde bereits mit seinem ersten Roman Fool on the Hill zum Kultautor. Bei Hanser erschienen in den letzten Jahren fast alle wichtigen Werke des Autors. Zu seiner Arbeitsweise gehört auch, dass er sich viel Zeit mit seinen Büchern nimmt und man spürt diese Akkuratesse auch beim Lesen. Er lässt sich außerdem nicht auf ein Genre festlegen, immerhin schrieb er schon Thriller, Horrorromane, Science Fiction Romane, Fantasy, etc. Er scheint in jedem Genre zu Hause zu sein und macht vor allem eines, nämlich gute Bücher schreiben.

Der Carl Hanser Verlag wurde 1928 in München-Bogenhausen von Carl Hanser gegründet und vereinte zwei ganz unterschiedliche Verlagsteile unter einem Dach, einen Literaturverlag und Fachverlag für Zeitschriften und Bücher. Seit den sechziger Jahren entstand ein ebenso aktuelles wie fundiertes Sachbuchprogramm, mit Schwerpunkt auf den Geistes- und Sozialwissenschaften. Auch die Bedeutung der deutschsprachigen Literatur bei Hanser ist im Laufe der Jahre stark gewachsen. Lovecraft Country erschien im Original unter dem Titel Lovecraft Country bei HarperCollins, New York.

Fotos: © Annette Pohnert / Carl Hanser Verlag
Das Buch Lovecraft Country von Matt Ruff, in der Übersetzung von Anna Leube und Wolf Heinrich Leube, ist im Mai 2018 beim Carl Hanser Verlag als Hardcover und eBook erschienen.
95 / 100 Wertung
Weltenraum WertungWertung
Positives
ein Buch aus dem Lovecraft'schen Horrorkosmos
eine Verneigung vor dem Altmeister des Schreckens
eine spannende Erzählung mit guten, starken Figuren
eine Parabel auf den allgegenwärtigen Alltagsrassismus
flott und spannend mit viel Akkuratesse geschrieben
Negatives
Matt Ruffs Anklage gegen Rassimus beginnt gewaltig, verebbt danach aber
das Lovecraft'sche Universum ist sicher nicht für jeden Leser etwas
Lovecraft Country von Matt Ruff ist ein spannender Horrorroman und eine der schönsten Verbeugungen vor dem großen Altmeister der Horrorliteratur, H. P. Lovecraft, die ich je gelesen habe. Es handelt aber auch vom Rassismus in den USA, welcher in den 50er Jahren allgegenwärtig war. Dazu kommt eine Handlungsdichte wie bei einer HBO TV-Serie und es gibt doch einige überraschende Wendungen. [caption id="attachment_32110" align="alignleft" width="200"] Lovecraft Country von Matt Ruff, Rechte bei Carl Hanser Verlag[/caption] Lovecraft Country erzählt mit teuflischem Humor die wahnwitzigen und phantastischen Abenteuer einer schwarzen Familie, wie sie sich selbst H. P. Lovecraft niemals so gut hätte ausdenken können. Das Buch bietet in den unterschiedlich langen Kapiteln das volle Spektrum des lovecraft'schen Universums der Älteren Wesen, sei es eine Mi-Go ähnliche Raumstation unter fremden Sternen mit hungrigen Monstern, oder sei es ein Hasturähnlicher Geheimkult in völliger Abgeschiedenheit. Der Rassismus ist im Buch omnipräsent und führt uns vor Augen wie schlimm dieses Gefühl, dieses Verhalten gewesen sein muss und es führt uns vor Augen, dass diese Zeit noch nicht zur Gänze überwunden ist, wie wir uns das so sehr oft wünschen oder glauben machen. Vor allem finde ich aber auch, dass es Matt Ruf wie kaum einem zweiten gelungen ist, dieses Lovecraft'sche-Viktorianische Universum des Schreckens in seiner Erzählung zu vermitteln. Die Kapitel selbst sind sehr episodenhaft angelegt und in jeder dieser Episoden steht eine andere der Figuren im Mittelpunkt, ohne die anderen zu vernachlässigen. Atticus Turner bekommt den meisten Platz eingeräumt, aber auch seine Jugendfreundin Letitia ist die Heldin einer sehr abenteuerlichen Reise, die sie im wahrsten Sinn des Wortes bis zu den Sternen führt. Es gelingt Matt Ruff trotz des viktorianischen Stils seiner Erzählung und der Finsternis der Ereignisse einen sehr modernen Roman hinzulegen. Diesbezüglich helfen die lockeren Sprüche seiner Figuren, sowie die Art und Weise seines Aufbaus. Man könnte sagen, das Buch ist alt im Stil, aber aktuell in der Präsentation. Atticus Turners Gefühle für seinen Vater waren schon immer zwiespältig, doch als er verschwindet, macht Atticus sich wohl oder übel auf die Suche. Die Spur führt nach „Lovecraft Country“ in Neuengland, Mitte der 50er Jahre, in einen Ort mit den schärfsten Rassengesetzen in den USA. Mit Hilfe seines Onkels George, Herausgeber des „Safe Negro Travel Guide“ und seiner Jugendfreundin Letitia gelangt Atticus bis zum Anwesen der Braithwhites. Hier tagt eine rassistische Geheimloge, mit deren Hilfe Braithwhite Junior nichts weniger als die höchste Macht anstrebt. [box style="info"]Lovecraft Country ist ein Begriff, der vom amerikanischen Autor und Herausgeber Keith Herber für das New England Setting geprägt wurde. Er kombiniert reale und fiktive Orte, die von H. P. Lovecraft in vielen seiner unheimlichen Erzählung verwendet und später von anderen Autoren im Cthulhu Mythos ausgearbeitet wurden. Auch spielen viele der Abenteuer des Rollenspielsystems Cthulhu, welches auf dem Mythos der Werke von H.P.Lovecraft basiert, in dieser Region.[/box] Matt Ruff, 1965 in New York geboren, wurde bereits mit seinem ersten Roman Fool on the Hill zum Kultautor. Bei Hanser erschienen in den letzten Jahren fast alle wichtigen Werke des Autors. Zu seiner Arbeitsweise gehört auch, dass er sich viel Zeit mit seinen Büchern nimmt und man spürt diese Akkuratesse auch beim Lesen. Er lässt sich außerdem nicht auf ein Genre festlegen, immerhin schrieb er schon Thriller, Horrorromane, Science Fiction Romane, Fantasy, etc. Er scheint in jedem Genre zu Hause zu sein und macht vor allem eines, nämlich gute Bücher schreiben. Der Carl Hanser Verlag wurde 1928 in München-Bogenhausen von Carl Hanser gegründet und vereinte zwei ganz unterschiedliche Verlagsteile unter einem Dach, einen Literaturverlag und Fachverlag für Zeitschriften und Bücher. Seit den sechziger Jahren entstand ein ebenso aktuelles wie fundiertes Sachbuchprogramm, mit Schwerpunkt auf den Geistes- und Sozialwissenschaften. Auch die Bedeutung der deutschsprachigen Literatur bei Hanser ist im Laufe der Jahre stark gewachsen. Lovecraft Country erschien im Original unter dem Titel Lovecraft Country bei HarperCollins, New York. Fotos: © Annette Pohnert / Carl Hanser Verlag [box style="tip"]Das Buch Lovecraft Country von Matt Ruff, in der Übersetzung von Anna Leube und Wolf Heinrich Leube, ist im Mai 2018 beim Carl Hanser Verlag als Hardcover und eBook erschienen.[/box] [rwp_box id="0"]
Pros
Cons

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