Die Tiefen von Phandelver: Der zersplitterte Obelisk von Amanda Hamon und Bree Heiss führt die Spieler*innen tief in die D&D-Welt der Vergessenen Reiche. Mit diesem Abenteuer bietet Wizards of the Coast ein reichhaltiges Rollenspielerlebnis für Anfänger*innen und erfahrene Spieler*innen gleichermaßen. Es ist eine Überarbeitung und Weiterentwicklung des Einstiegsabenteuers Die verlorene Mine von Phandelver und erweitert die Spielwelt um düstere Geheimnisse.
Die Tiefen von Phandelver: Der zersplitterte Obelisk ist ein gelungen gestaltetes Abenteuer, das klassische Fantasy-Elemente mit einer tiefgründigen Story und starken Fragen verbindet. Es ist ideal für Spieler*innen, die nicht nur ein Abenteuer erleben, sondern sich mit den Themen und Konsequenzen ihrer Entscheidungen auseinandersetzen möchten. Die Überarbeitung des Einstiegsabenteuer „Die verlorenen Mine von Phandelver“ in der ersten Hälfte macht das Abenteuer noch reizvoller. Es erweitert eine etablierte Geschichte und eröffnet neue Perspektiven. Außerdem führt es viele Held*innen an einen bereits bekannten Ort zurück.
Das Abenteuer ist eine erweiterte Kampagne. Sie führt die Spieler*innen von den Anfängen in Phandalin bis in düstere Tiefen. Schließlich kommt es zur Konfrontation mit dem zersplitterten Obelisken. Die Geschichte beginnt mit eher klassischen Quest in der Stadt Phandalin. Dann entwickelt sich der mysteriösen Plot und führt auf eine uralte, mächtige Bedrohung hin. Diese stufenweise Entwicklung gibt sowohl Charakteren als auch Spieler*innen die Chance, sich langsam in die Welt einzuarbeiten und mit ihr zu wachsen.
Das Abenteuer richtet sich an Gruppen, die ein klassisches D&D-Abenteuer suchen, das mit Horrorelementen und kosmischen Bedrohungen angereichert ist. Es bietet spannende Herausforderungen und erzählerische Höhepunkte, hat aber auch einige strukturelle Schwächen. Spielleiter*innen sollten bereit sein, die Module kreativ anzupassen, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Für neue Spieler*innen ist es ein guter Einstieg, so lange sie sich an die düstere Thematik herantasten möchten.
Die Geschichte des kosmischen Schreckens
Der kosmische Schrecken hat in der Geschichte von Dungeons & Dragons eine immer wiederkehrende Rolle gespielt. Oft wurde er von den Werken H.P. Lovecrafts und seiner Cthulhu-Mythologie inspiriert. Dieses Genre betont das Gefühl der Ohnmacht und der Angst vor unbegreiflichen Mächten, die jenseits des menschlichen Verständnisses liegen. In D&D hat sich der kosmische Schrecken durch spezielle Kreaturen, Schauplätze und Abenteuer manifestiert.
Mit der 5. Edition wurde das Konzept des kosmischen Schreckens stärker etabliert. Es gibt eine Dimension des Chaos und Wahnsinns, die stark von Lovecraft inspiriert ist. Abenteuer wie Rime of the Frostmaiden, Out of the Abyss oder Call of the Netherdeep greifen auf diese Einflüsse zurück. Sie stellen Spieler*innen vor Schrecken, die ihre Vorstellungskraft sprengen.
Unsere persönliche Erfahrung
Das Abenteuer lässt viele klassische Phandalin-Elemente wie die Rotbrenner Bandit*innen und das Verschwinden der Zwergenfamilie wieder aufleben. Wir kannten das Einstiegsabenteuer bereits, doch es war durchaus unterhaltsam nach fast 10 Jahren wieder in die Geschichte einzutauchen. Es ist nett alte Orte erneut zu besuchen, die jetzt durch die Handlung im neuen Kontext anders beleuchtet werden.
Allerdings war die zweite Hälfte etwas chaotisch. Uns haben sich nicht alle Handlungsstränge erschlossen. Es gab ein paar Lücken in der Geschichte und man braucht guten Willen ein paar logische Fehler zu ignorieren. Hevorzuheben ist, dass der zweite Teil eine echt coole Atmosphäre hat. Der kosmische Schrecken ist spürbar und es gab immer wieder überraschende Wendungen.
Vor allem für Anfänger*innen, auch unter den Spielleiter*innen, ist es ein sehr gutes und größeres Einstiegsabenteuer. Es bietet viele Stunden an Spielspaß und Spannung. Die ersten Szenen des Abenteuers sind so gestaltet, dass sie den Spieler*innen die grundlegenden Mechaniken des Spiels näherbringen. In einer der ersten Quests müssen die Spieler*innen in ein kleines Bandit*innenlager eindringen. Dabei haben sie die Wahl, die Wachen entweder im direkten Kampf zu besiegen oder sie durch Täuschung auszutricksen. Diese Wahlfreiheit ist bewusst einfach gehalten. Das gibt Anfänger*innen das Gefühl eigenständige Entscheidungen zu treffen und verschiedene Strategien auszuprobieren, ohne überwältigt zu werden
Dungeons & Dragons
Dungeons & Dragons, das 1974 von Gary Gygax und Dave Arneson entwickelt wurde, hat einen maßgeblichen Einfluss auf die moderne Vorstellung von Drachen in der Fantasy-Literatur und in Rollenspielen. Bereits in den frühen Editionen von D&D tauchten Monster und Konzepte auf, die Lovecraft’schen Schrecken entlehnt sind, wie Betrachter oder Gedankenschinder.
Diese Kreaturen repräsentieren oft Wesen, die außerhalb der bekannten Realitäten existieren. Sie bedrohen die geistige Stabilität ihrer Opfer. Besonders die Gedankenschinder, die eine außerweltliche Intelligenz verkörpern, sind eine Hommage an Lovecrafts Konzept des kosmischen Horrors.
Die Tiefen von Phandelver: Der zersplitterte Obelisk
Das Cover
Auf dem Cover, welches von Antoniao José Manzanedo gezeichnet wurde, sieht man, wie Goblins mit psionischen Kräften beim verschlafenen Dorf Phandalin ein Stück eines mysteriösen Obelisken stehlen.
Der Aufbau
Das Abenteuer Die Tiefen von Phandelver: Der zersplitterte Obelisk hat einen modularen Aufbau. Es gliedert sich in zwei klar definierte Hälften und führt die Spieler*innencharaktere von Stufe 1 bis 12. Das Abenteuer kombiniert klassische Fantasy-Elemente mit kosmischem Horror und Detektivarbeit. Die erste Hälfte startet mit einer klassischen Szene, einem Goblin-Hinterhalt auf dem Weg nach Phandalin. Von hier aus werden die Held*innen in die Ereignisse um die titelgebende verlorene Mine verwickelt. Nachdem die unmittelbaren Bedrohungen beseitigt sind, eskalieren die Ereignisse. Seltsame Verbrechen und ein wachsender Einfluss düsterer Mächte ziehen die Spieler*innen in eine tiefere, unheimlichere Handlung. Sie müssen den Ursprung dieser Bedrohungen aufdecken, der mit einem zersplitterten Obelisken und einer fremden Dimension verbunden ist. Hier kommen Horrorelemente wie groteske Kreaturen, dunkle Kulte und kosmische Schrecken ins Spiel.
Im Verlauf des Abenteuers kommen die Spieler*innen mehreren Fraktionen in Phandalin und der Umgebung in die Quere, die jeweils eigene Interessen und geheime Agenden verfolgen. Zu Beginn stehen kleinere Missionen an, wie das Erkunden von Höhlen oder das Wiederherstellen des Friedens in einer verfeindeten Siedlung. Doch nach und nach decken die Spieler*innen Hinweise auf eine größere Verschwörung auf, die zur Existenz des „zersplitterten Obelisken“ führt – einer uralten, mystischen Struktur mit potenziell verheerender Macht.
Wizards of the Coast hat uns ein Rezensionsexemplar für Review-Zwecke zur Verfügung gestellt.
Die Tiefen von Phandelver: Der zersplitterte Obelisk von Wizards of the Coast erscheint u.a. in deutscher Übersetzung im Herbst 2024 und ist als Hardcover erhältlich.