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Hannah Arendt

Hannah Arendt reist nach Jerusalem, um über den Prozess gegen Adolf Eichmann zu berichten. Ihr Beitrag wird nicht zu einer simplen Dokumentation der Vorgänge sondern zu einem Grundstein ihrer Analyse der Banalität des Bösen. Die Reaktionen könnten nicht heftiger ausfallen…

 

Hannah Arendt BluRay Cover

Hannah Arendt, Rechte bei EuroVideo

Für Hannah Arendt bedeutet die Berichterstattung vom Prozess für den New Yorker eine Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit. Sie musste selbst flüchten und war kurze Zeit in einem Internierungslager in Frankreich. Als sie nun einem der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts im Gerichtssaal gegenübersitzt, erstaunt sie seine Mittelmäßigkeit, seine Gedankenlosigkeit, mit der er Befehle und Vorschriften befolgte und sich zumindest laut den Befragungen keinerlei Gedanken über deren Folgen machte. Selbst seinen eigenen Vater hätte er erschießen lassen, wenn die Vorschriften/Vorgesetzten es ihm gesagt hätten.

Hannah Arendt geht in sich und denkt ihre Analyse durch, ständig begleitet von den Bitten des Chefredakteurs des New Yorkers, nun endlich zu einem Ende zu kommen. Doch sie bleibt hart, auch bei den Verhandlungen um Änderungen, und ihre Artikelreihe erscheint. Die Reaktionen sind zum großen Teil stark negativ und voller Emotionen. Hannah Arendt zieht sich aufs Land zurück und bleibt davon zunächst abgeschirmt. Aber sogar Todesdrohungen und Beschimpfungen treffen ein, wie sie später erfahren muss.

Hannah Arendts freie Art zu Denken und auch die eigenen Emotionen in der Sache hinten anzustellen, und vor allem ihre kritische Beleuchtung der teilweisen Zusammenarbeit von jüdischen Autoritätspersonen mit dem Vernichtungsapparat der Nazis verstörte die Leserinnen und Leser. Sie hatten sich nur eine schwarz-weiße Berichterstattung über diesen Vertreter des absoluten Bösen gewünscht, der von den Opfern nun zur Strecke gebracht wird, damit nun Sühne geschehen kann.

Als Margarethe von Trotta (Regie und Drehbuch) und Pamela Katz den Vorsatz fassten, einen Film über Hannah Arendt (1906-1975) zu machen, wollten sie zuerst ihr ganzes Leben beleuchten. Im Zuge der umfangreichen Recherchen zu ihrem Denken und Leben hat das Team sich aber entschlossen die Phase von 1960-1964 herauszugreifen und lediglich in einigen Rückblenden auf Hannah Arendts Studienzeit bei Martin Heidegger zurückzublicken. Diese Zeit, in der Arendt sich mit dem Prozess gegen Eichmann und der Banalität des Bösen beschäftigte, war jene, in der sie am stärksten im Blick der Öffentlichkeit stand und vor allem starker Kritik für ihre „Kälte“ und ihrem „Verrat am jüdischen Volk“ ausgesetzt war.

Dem Film gelingt es gut, die Philosophin und Politikwissenschaftlerin, eine der einflussreichsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts, darzustellen. Vor allem ihre Schwächen und ihre Menschlichkeit werden von Barbara Sukowa eindringlich dargestellt, ihre Nikotinsucht, ihre Sorge um ihren Mann, der erkrankt, ihr Schmerz, als Freude sich von ihr abwenden. Margarethe von Trottas Filme sind bereits oft ausgezeichnet worden, vor allem ihr zweites Porträt einer starken Frau, Rosa Luxemburg (1986), bleibt in Erinnerung. Ihr Film Das Versprechen (1995) wurde mit dem Auslands-Oscar nominiert.

Vor allem im Bonusmaterial wird deutlich, welche Bedeutung Hannah Arendts Arbeit für den Blick auf die Gräuel des Holocausts hatte. Ihr Denken ohne Geländer, ohne Einschränkungen, war prägend für die Philosophie des 20. Jahrhunderts. Das ausführliche Behind the Scenes Feature bietet Infos über die Entstehung des Films, Interviews mit Margarethe von Trotta und vieles mehr. Daneben gibt es noch ein paar Deleted Scenes und Berichte von zwei Premieren in Deutschland.

Einzig die Szenen der jungen Hannah Arendt mit ihrem damaligen Professor Martin Heidegger sind etwas gewöhnungsbedürftig bzw leicht schmalzig-verklärt, die junge unsichere, schwärmerische Hannah passt meiner Meinung so gar nicht zur ihrem gereiften Counterpart. Ansonsten macht der Film Lust darauf, sich mit der Person Hannah Arendt und ihrem Werk mehr zu beschäftigen.

Hanna Arendt, vertrieben von EuroVideo Medien GmbH, ist seit 10. Oktober 2013 mit FSK 6 auf DVD und blu-ray erhältlich.

[review pros="

  • überzeugende Hauptdarstellerin
  • Mix mit authentischem Filmmaterial beim Prozess schafft Authentizität
  • anspruchsvoller, lehrreicher Film
  • gute Extras

" cons="

  • leicht schmalzige Szenen mit Heidegger
  • manche Szenen hätten ausführlicher sein können

" score=84]

Hannah Arendt reist nach Jerusalem, um über den Prozess gegen Adolf Eichmann zu berichten. Ihr Beitrag wird nicht zu einer simplen Dokumentation der Vorgänge sondern zu einem Grundstein ihrer Analyse der Banalität des Bösen. Die Reaktionen könnten nicht heftiger ausfallen...   [caption id="attachment_7805" align="alignleft" width="200"] Hannah Arendt, Rechte bei EuroVideo[/caption] Für Hannah Arendt bedeutet die Berichterstattung vom Prozess für den New Yorker eine Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit. Sie musste selbst flüchten und war kurze Zeit in einem Internierungslager in Frankreich. Als sie nun einem der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts im Gerichtssaal gegenübersitzt, erstaunt sie seine Mittelmäßigkeit, seine Gedankenlosigkeit, mit der er Befehle und Vorschriften befolgte und sich zumindest laut den Befragungen keinerlei Gedanken über deren Folgen machte. Selbst seinen eigenen Vater hätte er erschießen lassen, wenn die Vorschriften/Vorgesetzten es ihm gesagt hätten. Hannah Arendt geht in sich und denkt ihre Analyse durch, ständig begleitet von den Bitten des Chefredakteurs des New Yorkers, nun endlich zu einem Ende zu kommen. Doch sie bleibt hart, auch bei den Verhandlungen um Änderungen, und ihre Artikelreihe erscheint. Die Reaktionen sind zum großen Teil stark negativ und voller Emotionen. Hannah Arendt zieht sich aufs Land zurück und bleibt davon zunächst abgeschirmt. Aber sogar Todesdrohungen und Beschimpfungen treffen ein, wie sie später erfahren muss. Hannah Arendts freie Art zu Denken und auch die eigenen Emotionen in der Sache hinten anzustellen, und vor allem ihre kritische Beleuchtung der teilweisen Zusammenarbeit von jüdischen Autoritätspersonen mit dem Vernichtungsapparat der Nazis verstörte die Leserinnen und Leser. Sie hatten sich nur eine schwarz-weiße Berichterstattung über diesen Vertreter des absoluten Bösen gewünscht, der von den Opfern nun zur Strecke gebracht wird, damit nun Sühne geschehen kann. Als Margarethe von Trotta (Regie und Drehbuch) und Pamela Katz den Vorsatz fassten, einen Film über Hannah Arendt (1906-1975) zu machen, wollten sie zuerst ihr ganzes Leben beleuchten. Im Zuge der umfangreichen Recherchen zu ihrem Denken und Leben hat das Team sich aber entschlossen die Phase von 1960-1964 herauszugreifen und lediglich in einigen Rückblenden auf Hannah Arendts Studienzeit bei Martin Heidegger zurückzublicken. Diese Zeit, in der Arendt sich mit dem Prozess gegen Eichmann und der Banalität des Bösen beschäftigte, war jene, in der sie am stärksten im Blick der Öffentlichkeit stand und vor allem starker Kritik für ihre „Kälte“ und ihrem „Verrat am jüdischen Volk“ ausgesetzt war. Dem Film gelingt es gut, die Philosophin und Politikwissenschaftlerin, eine der einflussreichsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts, darzustellen. Vor allem ihre Schwächen und ihre Menschlichkeit werden von Barbara Sukowa eindringlich dargestellt, ihre Nikotinsucht, ihre Sorge um ihren Mann, der erkrankt, ihr Schmerz, als Freude sich von ihr abwenden. Margarethe von Trottas Filme sind bereits oft ausgezeichnet worden, vor allem ihr zweites Porträt einer starken Frau, Rosa Luxemburg (1986), bleibt in Erinnerung. Ihr Film Das Versprechen (1995) wurde mit dem Auslands-Oscar nominiert. Vor allem im Bonusmaterial wird deutlich, welche Bedeutung Hannah Arendts Arbeit für den Blick auf die Gräuel des Holocausts hatte. Ihr Denken ohne Geländer, ohne Einschränkungen, war prägend für die Philosophie des 20. Jahrhunderts. Das ausführliche Behind the Scenes Feature bietet Infos über die Entstehung des Films, Interviews mit Margarethe von Trotta und vieles mehr. Daneben gibt es noch ein paar Deleted Scenes und Berichte von zwei Premieren in Deutschland. Einzig die Szenen der jungen Hannah Arendt mit ihrem damaligen Professor Martin Heidegger sind etwas gewöhnungsbedürftig bzw leicht schmalzig-verklärt, die junge unsichere, schwärmerische Hannah passt meiner Meinung so gar nicht zur ihrem gereiften Counterpart. Ansonsten macht der Film Lust darauf, sich mit der Person Hannah Arendt und ihrem Werk mehr zu beschäftigen. [box style="tip"]Hanna Arendt, vertrieben von EuroVideo Medien GmbH, ist seit 10. Oktober 2013 mit FSK 6 auf DVD und blu-ray erhältlich.[/box] [review pros=" überzeugende Hauptdarstellerin Mix mit authentischem Filmmaterial beim Prozess schafft Authentizität anspruchsvoller, lehrreicher Film gute Extras " cons=" leicht schmalzige Szenen mit Heidegger manche Szenen hätten ausführlicher sein können " score=84]
Pros
Cons

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