Forschungsdrang und Rollenspiel von Ulisses Spiele ist kein übliches Quellenbuch. Es definiert sich selbst als eine Sammlung motivgeschichtlicher Betrachtungen zum Fantasy-Rollenspiel Das Schwarze Auge. Das Buch beinhaltet ein Vorwort von Hadmar von Wieser, selbst ein DSA Urgestein, welcher heute an der Fachhochschule Salzburg Studierende von MultiMediaArt und MultiMediaTechnology im Entwurf von Rollenspielen, insbesondere LARPs unterrichtet.

Forschungsdrang und Rollenspiel, Rechte bei Ulisses Spiele
Forschungsdrang und Rollenspiel ist ein höchst interessantes Buch, welches einer grundlegend tollen Idee folgt. Es geht um die Analyse Aventuriens und den Parallelen in ihren irdischen Entsprechungen, was zu einem größeren Verständnis zu Aventurien führt. Leider ist die Umsetzung dieser Idee nicht so gelungen wie gehofft. Dazu fehlt eine Richtung. Außerdem sind einige Artikel zu sehr an ein Fachpublikum gerichtet und damit ist nicht der Rollenspieler per se gemeint.
Die Themenvielfalt erschlägt einen ein wenig und das fehlende Lektorat ist leider bis zum Schluss spürbar. So sind die einzelnen Beiträge in ihrer Qualität sehr unterschiedlich und folgen auch keinem Konzept. Es ist mehr eine Sammlung von zum Teil wissenschaftlichen Aufsätzen. Aber ob man sich damit an ein Fachpublikum wenden wollte, oder sich an den durchschnittlichen DSA Spieler ist nicht ersichtlich. Dabei meine ich nicht die umfangreichen Kenntnisse über Aventurien selbst, die bei vielen Artikeln vorausgesetzt werden. Man darf davon ausgehen, dass jeder, der sich eingehend mit dem Buch beschäftigt, Aventurien gut kennt, oder gegebenfalls weiß wo man nachschlagen muss. Aber nicht jeder Kenner von Aventurien hat Geschichte oder Philosophie studiert. Nur eine kleinere Gruppe von Autoren versucht ihre Gedanken verständlich, auch für Laien darzulegen.
Die Themen generell reichen von der aventurischen Gesellschaft wie dem Rittertum und der Kriegsführung über Philosophie und Ethik wie die Betrachtung des Chimärologen aus ethischer Sicht bishin zum Vergleich zwischen den irdischen Mongolen und den derischen Orks.
Forschungsdrang und Rollenspiel ist kein Buch, das man fürs Rollenspiel selbst braucht, aber es vergrößert durchaus das Verständnis für die Welt von Aventurien und sogar von Rollenspielwelten im Allgemeinen. Gerade als Meister finde ich die Artikel ziemlich interessant und sie helfen mir auch andere Themen zu adaptieren. Es hilft mir z.B. durchaus, durch die Analogie zu unserer Welt, unserer historischen Entwicklung, gewisse Dinge besser abzuwägen, um bessere oder schönere Antworten geben zu können.
Ein klein wenig vermisse ich eine Vorstellung der Autoren. Klar, das ist nichts großes, nichts wichtiges, aber gerade bei wissenschaftlichen Themen wäre es interessant zu erfahren, welchen Background, welche universitäre Ausbildung hat der Verfasser dieses Essays durchlaufen. Aber das ist jetzt nur ein kleines I-Tüpfelchen gewesen, um den Band noch besser zu machen. Und womöglich wären die Artikel als Teil des Aventurischen Boten besser gewesen, da dort dieser fehlende rote Faden, diese fehlende Einheitlichkeit, nicht so störend gewesen wäre.
meist wissenschaftliche Essays zu verschiedenen Themen
es wird eine große Bandbreite an Themen abgedeckt
das Buch vermisst ein gutes Lektorat
die meisten Essays richten sich an eine Fachleserschaft
es ist kein roter Faden erkennbar, es gibt keine Einheitlichkeit
die Texte hätte man besser für Rollenspieler aufbereiten müssen