Während Regenwolken über den ewig grauen Himmel ziehen, rattert mein seltsames Riesentraktorgefährt über die Landschaft. Ich achte darauf, dass die Segel gesetzt sind, wenn der Wind richtig weht, dass ich genügend Material verbrenne, um über Treibstoff zu verfügen und dass die einzelnen Bestandteile in Ordnung sind. Notfalls muss ich welche davon reparieren. Dann gerate ich in einen zerstörerischen Hagelschauer und höre eine Explosion. Mein Motor ist überhitzt, ich muss mich schleunigst wo unterstellen. Wir haben es gespielt.
Far: Lone Sails lebt durch seine Atmosphäre und den coolen, schon fast fühlbar dystopischen Sound. Die Landschaft ist in Grau-Tönen gehalten, mit zarten Rottupfern. Sie ist düster, aber nicht finster und vor allem die hereinbrechende Nacht vermittelt das Gefühl von Einsamkeit in dieser scheinbar immer kleiner werdenden Weite und erinnert mich an einsame Autofahren in grauer Vorzeit meiner Kindheit. Leider ist mir persönlich das Finale zu vage, zu in der Luft schwebend, eine klare Aussage hätte mir besser gefallen. Aber die Reise bis dahin ist auf eine melancholische Art wunderschön.
Far: Lone Sails ist ein post-apokalyptisches Abenteuer auf Rädern. In einem eigentümlichen Gefährt, einer Mischung aus Traktor, Lokomotive und Segelboot, reist der Gamer, in Gestalt einer kleinen rot gewandeten Figur, durch einen ausgetrockneten Ozean, immer auf den Spuren einer einstmals blühenden Gesellschaft. Es gilt den Herausforderungen zu trotzen, die sich in Form von widrigem Wetter und allerlei Wegblockaden zeigen und das Gefährt am Laufen zu halten. Die Frage ist, was am Ende dieser Reise auf den Gamer wartet, wohin sie ihn führen wird und was er dort findet.
Far: Lone Sails ist grafisch auf eine gewisse Art und Weise atemberaubend schön. Die Landschaft erinnert mich ein wenig an eine Mischung aus Bleistiftzeichnungen und leicht verwaschener Landschaftsmalerei. Vieles bleibt in der Ferne und nur angedeutet, verschwindet scheinbar hinter fernen Regenschleier. Nicht ganz so stark ist die Grafik in den Details, sodass manchen Sequenzen ein wenig grob und leer wirken. Doch das sind Kleinigkeiten. Man kann sich sehr gut vom Game fesseln lassen und es bezaubert eine auf eine recht melancholische Art und Weise.
Das Game hat ein recht intuitives Gameplay. Man läuft los und startet sein Gefährt, fährt los und sammelt unterwegs verschiedene Materialien ein, welche man verbrennt, um Treibstoff zu generieren. Im Laufe des Games erhält man einige Verbesserungen, praktischerweise darunter eine Art Sauger, welcher die am Boden liegenden Materialien aufsammelt, sofern Treibstoff vorhanden ist. Dazu gibt es verschiedene kleinere Schalterrätsel, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei ziemlich vernachlässigbar, es fehlt dabei fast ein wenig die Herausforderung. Für das Game braucht man ca. 2 bis 3 Stunden, um ans Ende der Reise zu gelangen.
Far: Lone Sails, welches sich selbst als Atmospheric Vehicle Adventure Game bezeichnet, wurde von Okomotive entwickelt und als Publisher fungiert Mixtvision. Okomotive ist ein kleines Indie Game Studio aus der Schweiz. Das Studio wurde 2017 von Don Schmocker und Goran Saric in Zürich gegründet. Mixtvision ist ein junger Medienverlang welcher 2006 im München gegründet wurde. Er verlegt Bücher, produziert Filme und publiziert Games, da Geschichten keine Grenzen haben.
die Dämmerung verspricht Einsamkeit
melancholische Landschaften
ein minimalistisches Gameplay
das Finale ist sehr vage
der Schwierigkeitsgrad ist vernachlässigbar