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Bowie, Bolan and the Brooklyn Boy

In Museumsshops entdeckt man immer wieder Interessantes. Museumsshops sind bei Museen übrigens sehr wichtig, kein Museum darf ohne anständigen Museumsshop bleiben. Konkret: Im Museumsshop der David Bowie Is Ausstellung im Victoria & Albert Museum entdeckte ich die Autobiographie von Tony Visconti (seines Zeichens Musikproduzent von vielen David Bowie Alben), und musste sie haben, um tieferen Einblick in die Welt von Bowie und Bolan zu bekommen. Dass mich die Person Tony Visconti als solches und ihr „Wirken“ auch interessieren würde, dachte ich da noch gar nicht.

Buchcover Tony Visconti: Bowie, Bolan and the Brooklyn Boy

Tony Visconti: Bowie, Bolan and the Brooklyn Boy, Rechte bei Harper Collins

Den Namen Tony Visconti kenne ich von seiner langjährigen Zusammenarbeit mit David Bowie, von dem ich ein fanatischer Fan bin. Was genau ein Musik-Produzent tut (Visconti hat auch schon des öfteren auf Alben von Bowie Bass gespielt oder ähnliches) weiß ich erst so richtig, seit ich dieses Buch gelesen habe. Ich dachte mir einfach, dass derjenige das Studio bucht und Sachen mit der Plattenfirma regelt. Aber ein Produzent tut natürlich noch viel mehr, ist viel mehr am kreativen Prozess (aber eben hinter den Kulissen und oftmals ohne Nennung bei den Credits des Albums) beteiligt, als ich vermutet habe.

Visconti wurde in Brooklyn geboren und ging nach London um die swinging sixties zu erleben und am Puls der Zeit zu sein. Die britische Musikszene war damals wesentlich weiter entwickelt als die amerikanische, auch hinsichtlich der Aufnahmetechniken oder der Zeit, die man sich für die Aufnahmen im Studio nahm. Schon seine Erklärungsversuche am Londoner Flughafen, was er mit all den Gitarren als Tourist will, wenn nicht um damit zu arbeiten sind sehr komisch. Er erzählt dann von den Anfängen in einer grauenvollen Wohnung, wo man Münzen in den Stromzähler werfen musste um Strom zu haben, seinen allgemeinen kleinen Kulturschock in England und seinen Begnungen mit jungen, aufstrebenden Künstlern wie David Bowie und Marc Bolan von T.Rex. Mit beiden hat er lange Jahre zusammengearbeitet (11 Bowie Alben). Visconti hat die Musikszene nachhaltig geprägt und in den 70ern die beiden „Götter“ des britischen Rocks im Studio begleitet.

Ursprünglich wollte er selbst im Rampenlicht stehen und er hat auch gelegentliche Ausflüge unternommen, doch der „Zufall“ wollte es anders. Neben dem Spielen verschiedener Instrumente (Ukulele ab 5 Jahren, später Gitarre, Bass etc), beschäftigte er sich seit der Schulzeit mit Musiktheorie, und konnte dies beruflich einsetzen. Er führte also nicht nur Regie im Studio und spielte den großen Motivator, sondern schrieb auch teilweise an den Songs mit, schrieb Arrangements für Instrumente, zB für Streicher, die im Song neben den „normalen“ Instrumenten der Bandmitglieder eingesetzt wurden. Seine Ausführungen zu den technischen Seiten seiner Arbeit werden nie langatmig und werden auch immer für leichter verdauliche Kost beiseite geschoben.

Auch Drogenkonsum und dessen negative Auswirkungen auf die Arbeit im Studio, seine privaten Beziehungen, Familienleben und einfach witzige Begebenheiten werden wiedergegeben. Die Biographie ist von Anfang bis Ende sehr spannend geschrieben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, und es gibt mir einen umfassenden Einblick in das Alltagsleben von Musikern in den 60ern/70ern (genau die Zeit die mich interessiert).

Toll war es auch, beim Lesen hin und wieder die erwähnten Songs in einem bekannten Videoportal einzugeben und dazu als Soundtrack zu hören. Dabei habe ich auch neue Bands kennengelernt, und meine lange nicht mehr gehörten Bowie Alben rausgeholt.

Unterstützung beim Schreiben erhielt Tony Visconti von Richard Havers und Christine Havers. So wie es klingt, kommt aber wirklich der Großteil des Inhalts aus seinem eigenen Mund. Das Buch liest sich auch so, als ob er mit einem plaudern würde, kleine Sprünge in den Themen kommen auch vor, aber man kann immer folgen und die beiden sind wohl nur ordnend und tippend zur Seite gestanden.  Dieser „Plauderton“ kommt durchgängig sehr sympathisch rüber.

Bowie, Bloan and the Brooklyn Boy ist allen zu empfehlen, die mit der Musik der 70er etwas anfangen können und immer schon mal einen Blick hinter die Kulissen des music business‘ werfen wollten.

Tony Visconti: the Autobiography: Bowie, Bolan and the Brooklyn Boy von Tony Visconti, Richard Havers mit einem Umfang von 394 Seiten ist in englischer Sprache bei Harper Collins als Taschenbuch sowie als ebook erschienen.

[review pros="

  • sehr unterhaltsam
  • super Mix aus privaten Anekdoten und Einblick ins Musikbusiness
  • setzt einen über die Drogengewohnheiten der ‚decadent 70ies‘ ins Bild

" cons= "

  • Desillusionierung über die Persönlichkeit von Marc Bolan
  • leicht weinerliche Stellen bei Trennungen bzw privaten Turbulenzen
  • nicht vollständig aus eigener Feder

" score= 78]

 

In Museumsshops entdeckt man immer wieder Interessantes. Museumsshops sind bei Museen übrigens sehr wichtig, kein Museum darf ohne anständigen Museumsshop bleiben. Konkret: Im Museumsshop der David Bowie Is Ausstellung im Victoria & Albert Museum entdeckte ich die Autobiographie von Tony Visconti (seines Zeichens Musikproduzent von vielen David Bowie Alben), und musste sie haben, um tieferen Einblick in die Welt von Bowie und Bolan zu bekommen. Dass mich die Person Tony Visconti als solches und ihr „Wirken“ auch interessieren würde, dachte ich da noch gar nicht. [caption id="attachment_2334" align="alignleft" width="178"] Tony Visconti: Bowie, Bolan and the Brooklyn Boy, Rechte bei Harper Collins[/caption] Den Namen Tony Visconti kenne ich von seiner langjährigen Zusammenarbeit mit David Bowie, von dem ich ein fanatischer Fan bin. Was genau ein Musik-Produzent tut (Visconti hat auch schon des öfteren auf Alben von Bowie Bass gespielt oder ähnliches) weiß ich erst so richtig, seit ich dieses Buch gelesen habe. Ich dachte mir einfach, dass derjenige das Studio bucht und Sachen mit der Plattenfirma regelt. Aber ein Produzent tut natürlich noch viel mehr, ist viel mehr am kreativen Prozess (aber eben hinter den Kulissen und oftmals ohne Nennung bei den Credits des Albums) beteiligt, als ich vermutet habe. Visconti wurde in Brooklyn geboren und ging nach London um die swinging sixties zu erleben und am Puls der Zeit zu sein. Die britische Musikszene war damals wesentlich weiter entwickelt als die amerikanische, auch hinsichtlich der Aufnahmetechniken oder der Zeit, die man sich für die Aufnahmen im Studio nahm. Schon seine Erklärungsversuche am Londoner Flughafen, was er mit all den Gitarren als Tourist will, wenn nicht um damit zu arbeiten sind sehr komisch. Er erzählt dann von den Anfängen in einer grauenvollen Wohnung, wo man Münzen in den Stromzähler werfen musste um Strom zu haben, seinen allgemeinen kleinen Kulturschock in England und seinen Begnungen mit jungen, aufstrebenden Künstlern wie David Bowie und Marc Bolan von T.Rex. Mit beiden hat er lange Jahre zusammengearbeitet (11 Bowie Alben). Visconti hat die Musikszene nachhaltig geprägt und in den 70ern die beiden "Götter" des britischen Rocks im Studio begleitet. Ursprünglich wollte er selbst im Rampenlicht stehen und er hat auch gelegentliche Ausflüge unternommen, doch der "Zufall" wollte es anders. Neben dem Spielen verschiedener Instrumente (Ukulele ab 5 Jahren, später Gitarre, Bass etc), beschäftigte er sich seit der Schulzeit mit Musiktheorie, und konnte dies beruflich einsetzen. Er führte also nicht nur Regie im Studio und spielte den großen Motivator, sondern schrieb auch teilweise an den Songs mit, schrieb Arrangements für Instrumente, zB für Streicher, die im Song neben den „normalen“ Instrumenten der Bandmitglieder eingesetzt wurden. Seine Ausführungen zu den technischen Seiten seiner Arbeit werden nie langatmig und werden auch immer für leichter verdauliche Kost beiseite geschoben. Auch Drogenkonsum und dessen negative Auswirkungen auf die Arbeit im Studio, seine privaten Beziehungen, Familienleben und einfach witzige Begebenheiten werden wiedergegeben. Die Biographie ist von Anfang bis Ende sehr spannend geschrieben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, und es gibt mir einen umfassenden Einblick in das Alltagsleben von Musikern in den 60ern/70ern (genau die Zeit die mich interessiert). Toll war es auch, beim Lesen hin und wieder die erwähnten Songs in einem bekannten Videoportal einzugeben und dazu als Soundtrack zu hören. Dabei habe ich auch neue Bands kennengelernt, und meine lange nicht mehr gehörten Bowie Alben rausgeholt. Unterstützung beim Schreiben erhielt Tony Visconti von Richard Havers und Christine Havers. So wie es klingt, kommt aber wirklich der Großteil des Inhalts aus seinem eigenen Mund. Das Buch liest sich auch so, als ob er mit einem plaudern würde, kleine Sprünge in den Themen kommen auch vor, aber man kann immer folgen und die beiden sind wohl nur ordnend und tippend zur Seite gestanden.  Dieser "Plauderton" kommt durchgängig sehr sympathisch rüber. Bowie, Bloan and the Brooklyn Boy ist allen zu empfehlen, die mit der Musik der 70er etwas anfangen können und immer schon mal einen Blick hinter die Kulissen des music business' werfen wollten. [box style="tip"]Tony Visconti: the Autobiography: Bowie, Bolan and the Brooklyn Boy von Tony Visconti, Richard Havers mit einem Umfang von 394 Seiten ist in englischer Sprache bei Harper Collins als Taschenbuch sowie als ebook erschienen.[/box] [review pros=" sehr unterhaltsam super Mix aus privaten Anekdoten und Einblick ins Musikbusiness setzt einen über die Drogengewohnheiten der 'decadent 70ies' ins Bild " cons= " Desillusionierung über die Persönlichkeit von Marc Bolan leicht weinerliche Stellen bei Trennungen bzw privaten Turbulenzen nicht vollständig aus eigener Feder " score= 78]  
Pros
Cons

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