Aventurisches Götterwirken von Ulisses Spiele ist ein Regelerweiterungsband für die aktuelle 5. Edition des Fantasy Rollenspielsystems Das Schwarze Auge. Es beinhaltet alle Geweihten des Zwölfgötterpantheons und die Aspekte der Götter, sowie die verschiedenen Liturgien. Dazu gibt es noch Fokusregeln zur individuelleren Ausgestaltung und vieles mehr.
Aventurisches Götterwirken ist einer der Aspekte des neuen Regelsystems von DSA5, welches wohl die meisten Änderungen erfahren hat, weniger was den Hintergrund betrifft, sondern den regeltechnischen Teil. Das Wirken von Liturgien, man könnte sagen dem Äquivalent der Zaubern bei magischen Helden, wurde an das Regelkonzept der Zauber angepasst. Das Buch ähnelt vom Design und vom Aufbau den anderen Regelwerken von DSA5, welche in puncto Übersicht sicher sehr gelungen sind. Und auch wenn man in seiner Runde keinen Geweihten hat, ist das Buch, sofern man nicht bereits eine große Sammlung zu den Kirchen besitzt, ein unverzichtbarer Bestandteil einer Gruppe.
Auch wenn ich die alte Regelung von DSA 4.x bevorzugt habe, wo Mirakel, Liturgien und Wunder nicht ganz so einfach gewirkt wurden und sich magische Helden von Geweihten auch regeltechnisch wesentlich stärker unterschieden haben, so ist es ohne Zweifel eine große Verbesserung für den Spielablauf. Von den Fähigkeiten und Möglichkeiten sind Geweihte nun magischen Charakteren gleichgestellt, früher lag ihre Stärke weniger in ihren Zaubern, sprich Liturgien, sondern in ihrem Status und in ihrer Rolle.
Liturgien sind wesentlich einfacher einzusetzen und auch vom regeltechnischen Ablauf besser verständlich. Damit wird aber nur fortgesetzt, was man bereits im DSA5 Regelwerk begonnen hat. Der vorliegende Regelerweiterungsband geht dabei, anders als Aventurische Magie nicht in die Tiefe, sondern in die Breite. Wurden im Regelwerk Geweihte von 6 Göttern des Zwölfgötter-Pantheons vorgestellt, so sind auch zusätzlich Aves, Ifirn, Kor, Nandus, Swafnir und der Namenlose hier vertreten.
Eine gute Entscheidung war, dass man auch die bereits vorgestellten Geweihten und ihre Traditionen noch einmal vollständig, sogar ein wenig ausführlicher, hier präsentiert. So hat man im Grunde alle wichtigen Informationen zu den Geweihten in einem Regelwerk versammelt. Ein wenig mag man die alten Flufftexte vermissen, denn dadurch wird das Regelwerk vermutlich weniger Aventurisch, aber dafür sachlicher, was mir als Spielleiter sympathischer ist, schließlich will ich hier Regeln und Hintergrundinformationen nachschlagen und mich weniger inspirieren lassen. Was das Balancing betrifft, hat man sich wirklich bemüht, wobei ich persönlich, aber das ist eine sehr subjektive Sichtweise, es durchaus in Ordnung finde, wenn die Geweihten der Zwölfgötter nicht ausbalanciert sind.
Sehr gut kam in unserer Runde die Möglichkeit an seinen Geweihten mit verschiedenen Optionen zu individualisieren. So wird aus dem Borongeweihten ein Bruder Gerwulf, oder aus einer Rondrageweihten die Knappin Isida, zumindest kamen unser früher die Geweihten wesentlich generischer vor als sie jetzt möglich sind. Für manche mag auf den ersten Blick enttäuschend wirken, dass man nur wenig Neues über den Hintergrund der Geweihten, Kirchen und Götter erfährt, aber es wird sehr kompakt aufbereitet und vor allem neue Spieler bekommen ein gutes Regelwerk mit vielen Informationen in die Hand gedrückt.
Neu sind auf jeden Fall die verschiedenen Zeremonialgegenstände, welche keine Artefakte sind, sondern wichtige Objekte der Kirche, die für Geweihte aber auch für die Gläubigen einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Diesbezüglich gibt es auch die Trance, eine Form der leichten Entrückung, welche vor allem bei der Nutzung von Zeremonialgegenständen auftritt und deren Anwendung limitiert ist. Weniger gut finde ich, dass viele Texte innerhalb des Regelwerks wortwörtlich doppelt vorkommen. Da hätte man das Regelwerk schlanker machen könnten, oder einige Aspekte ausführlicher beschreiben können. Ein Kernstück sind sicher die vielen Liturgien, und die sind zum Teil recht gut gelungen, wenn man auch manch liebgewonne Liturgie wie z.B. die Grablegung vermisst.
Was mir weniger gefällt ist, dass der Kult des Namenslosen und dessen Geweihte fast auf einer Stufe mit den Zwölfgöttern gestellt wird. Da hätte ich es persönlich besser gefunden, man hätte die Informationen über den Namenlosen, seine Geweihten, seine Kirche etc. in einen anderen Band, vielleicht sogar in einem Sonderband aufgelegt. Auch durch die Anzahl der verschiedenen Sonderfertigkeiten wird man ein wenig erschlagen und es ist zu befürchten, dass man nicht nur immer mehr Regelwerke benötigt, um einen Charakter zu erschaffen, sondern dass man auch die Übersicht verliert. Ironischerweise, was wohl nicht nur Spieler in meiner DSA5 Gruppe vermisst haben, gibt es kein Wort zur Spätweihe. Ich glaube nicht, dass diese auf wenig Spielerinteresse gestoßen ist, vor allem wenn man bedenkt, dass Aventurisches Götterwirken über 1 Jahr nach dem DSA5 Regelwerk erschienen ist und es daher sich auch einige Spieler gibt, welche ihren Helden nun den Pfad der Götter folgen lassen wollen.
auch die Traditionen aus dem Regelwerk sind angeführt
konsequente Fortsetzung aus dem Regelwerk
man bekommt viele Informationen sehr kompakt geliefert
die Zeremonialgegenstände sind eine gute Neuerung
alle notwendigen Informationen sind enthalten
man vermisst einige liebgewonnen Liturgien
der Namenlose wird zu sehr als Alternative angeboten