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Herzklappen von Johnson & Johnson

Herzklappen von Johnson & Johnson von Valerie Fritsch stellt die Fragen in den Raum, wie ein Kind zum Menschen wird, zu einem mitfühlenden sozialen Wesen, wenn es die Verwundbarkeit nicht kennt, wenn es nicht versteht, wie sehr etwas weh tun kann? Das Buch bekam den Brüder-Grimm-Preis für Literatur 2020.

Herzklappen von Johnson & Johnson von Valerie Fritsch, Rechte bei Suhrkamp

Herzklappen von Johnson & Johnson ist ein Roman mit leichten Worten, durch die man als Leser die verschiedenen Leben entlangschwebt, wobei Alma den Roman dominiert. Valerie Fritsch beginnt aber mit der Biographie von Almas Großeltern, während ihren Eltern zwar ebenfalls Raum geboten wird, diese aber im Grunde keine maßgebliche Rolle spielen.

Almas Sohn, welcher in den Mittelpunkt des Romans rückt, leidet unter kongenitaler Analgesie. Er spürt also keinen Schmerz, bekommt keine Warnungen von seinem Körper übermittelt und bringt dadurch seine ihn liebende Eltern zur Verzweiflung. Schlussendlich unternehmen sie mit ihm, im letzten Drittel des Buchs, eine Reise, einen Road Trip, wobei der Junge erst ungefähr in der Mitte des Buches mit seiner Geburt, als Figur eingeführt wird.

So wandelt sich der Roman, wie das Leben auch, vom Kriegs- und Nachkriegsschicksal der Großeltern, zu Almas Antriebslosigkeit und ihren späteren Wochenbettdepression, zu ihrem Sohn Emil und seinen Mutproben, bis zur Entfremdung von ihrem Mann und schließlich der gemeinsamen Reise als Familie in den damals noch wilden Osten, auf den Spuren ihres Großvaters, womit sich der erzählerische Kreis schließlich schließt.

Herzklappen von Johnson & Johnson handelt von Alma und Friedrich, welche ein Kind bekommen, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt.

Halt findet Alma bei ihrer Großmutter, die jetzt, hochbetagt und bettlägerig und nach lebenslangem Schweigen zu erzählen beginnt. Sie spricht vom Aufwachsen im Krieg, von Flucht, Hunger und der Kriegsgefangenschaft des Großvaters. Mit dem Kind auf dem Schoß, das keinen Schmerz kennt, sitzt Alma am Bett der Schwerkranken, die sich nichts mehr wünscht als ihren Schmerz zu überwinden. In den Geschichten der Großmutter findet sie eine Erklärung für jene scheinbar grundlosen Gefühle der Schuld, der Ohnmacht und der Verlorenheit.

Valerie Fritsch, 1989 in Graz, Österreich geboren, absolvierte ein Studium an der Akademie für angewandte Photographie und arbeitet seither als Photokünstlerin. Sie ist Mitglied des Grazer Autorenkollektivs plattform. 2015 erschien Winters Garten im Suhrkamp Verlag, 2020 folgte Herzklappen von Johnson & Johnson. Sie lebt in Graz und Wien.

Der Suhrkamp Verlag wurde 1950 von Peter Suhrkamp in Berlin gegründet und das verlegerische Prinzip, wie auch die programmatischen Leitgedanken gehen auf den Grundsatz zurück, dass der Verlag keine Bücher verlegt, sondern Autoren. Sie verweisen darauf, dass es dem Verlag nicht nur um das einzelne Buch geht, sondern um die literarische oder wissenschaftliche Gesamtphysiognomie seiner Autorinnen und Autoren. Daraus ergeben sich die Publikationspfeiler des Suhrkamp-Verlagsprogramms.

Suhrkamp hat uns ein Rezensionsexemplar für Review-Zwecke zur Verfügung gestellt.

Fotos: © Jasmin Schuller und Suhrkamp
Herzklappen von Johnson & Johnson von Valerie Fritsch ist seit April 2021 bei Suhrkamp als Hardcover, Taschenbuch und ebook erhältlich.
80 / 100 Wertung
Weltenraum WertungWertung
Positives
Valerie Fritsch spielt gekonnt mit Worten
ein Roman, der einen durchaus zu fesseln weiß
Alma ist eine sehr interessante Figur
die Autorin scheut auch vor dem Schmerz nicht zurück
Negatives
der Roman kommt länger nicht auf den Punkt
Emil wird erst recht spät eine wichtige Figur
das letzte Drittel des Roadtrips verläuft sich ein wenig
Herzklappen von Johnson & Johnson von Valerie Fritsch stellt die Fragen in den Raum, wie ein Kind zum Menschen wird, zu einem mitfühlenden sozialen Wesen, wenn es die Verwundbarkeit nicht kennt, wenn es nicht versteht, wie sehr etwas weh tun kann? Das Buch bekam den Brüder-Grimm-Preis für Literatur 2020. [caption id="attachment_45915" align="alignleft" width="200"] Herzklappen von Johnson & Johnson von Valerie Fritsch, Rechte bei Suhrkamp[/caption] Herzklappen von Johnson & Johnson ist ein Roman mit leichten Worten, durch die man als Leser die verschiedenen Leben entlangschwebt, wobei Alma den Roman dominiert. Valerie Fritsch beginnt aber mit der Biographie von Almas Großeltern, während ihren Eltern zwar ebenfalls Raum geboten wird, diese aber im Grunde keine maßgebliche Rolle spielen. Almas Sohn, welcher in den Mittelpunkt des Romans rückt, leidet unter kongenitaler Analgesie. Er spürt also keinen Schmerz, bekommt keine Warnungen von seinem Körper übermittelt und bringt dadurch seine ihn liebende Eltern zur Verzweiflung. Schlussendlich unternehmen sie mit ihm, im letzten Drittel des Buchs, eine Reise, einen Road Trip, wobei der Junge erst ungefähr in der Mitte des Buches mit seiner Geburt, als Figur eingeführt wird. So wandelt sich der Roman, wie das Leben auch, vom Kriegs- und Nachkriegsschicksal der Großeltern, zu Almas Antriebslosigkeit und ihren späteren Wochenbettdepression, zu ihrem Sohn Emil und seinen Mutproben, bis zur Entfremdung von ihrem Mann und schließlich der gemeinsamen Reise als Familie in den damals noch wilden Osten, auf den Spuren ihres Großvaters, womit sich der erzählerische Kreis schließlich schließt. Herzklappen von Johnson & Johnson handelt von Alma und Friedrich, welche ein Kind bekommen, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt. Halt findet Alma bei ihrer Großmutter, die jetzt, hochbetagt und bettlägerig und nach lebenslangem Schweigen zu erzählen beginnt. Sie spricht vom Aufwachsen im Krieg, von Flucht, Hunger und der Kriegsgefangenschaft des Großvaters. Mit dem Kind auf dem Schoß, das keinen Schmerz kennt, sitzt Alma am Bett der Schwerkranken, die sich nichts mehr wünscht als ihren Schmerz zu überwinden. In den Geschichten der Großmutter findet sie eine Erklärung für jene scheinbar grundlosen Gefühle der Schuld, der Ohnmacht und der Verlorenheit. Valerie Fritsch, 1989 in Graz, Österreich geboren, absolvierte ein Studium an der Akademie für angewandte Photographie und arbeitet seither als Photokünstlerin. Sie ist Mitglied des Grazer Autorenkollektivs plattform. 2015 erschien Winters Garten im Suhrkamp Verlag, 2020 folgte Herzklappen von Johnson & Johnson. Sie lebt in Graz und Wien. Der Suhrkamp Verlag wurde 1950 von Peter Suhrkamp in Berlin gegründet und das verlegerische Prinzip, wie auch die programmatischen Leitgedanken gehen auf den Grundsatz zurück, dass der Verlag keine Bücher verlegt, sondern Autoren. Sie verweisen darauf, dass es dem Verlag nicht nur um das einzelne Buch geht, sondern um die literarische oder wissenschaftliche Gesamtphysiognomie seiner Autorinnen und Autoren. Daraus ergeben sich die Publikationspfeiler des Suhrkamp-Verlagsprogramms. Suhrkamp hat uns ein Rezensionsexemplar für Review-Zwecke zur Verfügung gestellt. Fotos: © Jasmin Schuller und Suhrkamp [box style="tip"]Herzklappen von Johnson & Johnson von Valerie Fritsch ist seit April 2021 bei Suhrkamp als Hardcover, Taschenbuch und ebook erhältlich.[/box] [rwp-review id="0"]
Pros
Cons

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