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Stumm & Laut 2014

Das Stummfilmfestival Stumm & Laut hat schon Tradition, seit nunmehr 14 Jahren bringt es alljährlich historische Stummfilme mit außergewöhnlicher Live-Musik. Dieses Jahr haben sich die Veranstalter für 60-80 minütige Filme mit Größen wie Ossi Oswalda, Buster Keaton und Harold Lloyd entschieden.

Programm Flyer von Stumm und Laut 2014. Rechte bei St. Balbach Art Produktion

Programm Flyer von Stumm und Laut 2014. Rechte bei St. Balbach Art Produktion.

Das Festival wird alljährlich im September, dieses Jahr vom 4.-6., vom Kulturraum 10 Favoriten und St. Balbach Art Produktion, die auch das durch Wien tourende Volxkino ausrichten, veranstaltet. Am schönen Columbusplatz an der Favoritener Einkaufsstraße treffen sich FilmliebhaberInnen und AnrainerInnen zum gemeinsamen Stummfilme schauen mit Live Musik. Die Filme werden durch die Musik der Gruppen, die nicht etwa damals angefertigten Partituren bzw Kompositionen folgen, sondern neu interpretieren, mit neuem Leben versehen und bilden eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal von Stumm & Laut.

Nun gleich zu den einzelnen Filmen:

Die Austernprinzessin (1919)

Die Tochter des Austernmagnaten Quaker will einen Mann. In der Zeitung hat sie gelesen, dass die Tochter eines Schuhcreme-Unternehmers einen Prinzen geheiratet hat, nun will sie ihren eigenen. Sie ärgert ihren Vater, bis er beim Heiratsvermittler einen Prinzen anfordert. Prinz Nucki macht optisch durchaus etwas her, nagt jedoch am Hungertuch. Vor dem Heiratsvermittler versucht er jedoch das Gesicht zu wahren. Eigentlich heiratsunwillig, schickt er seinen Diener Josef, damit dieser sich die Millionärstocher einmal ansehe. Doch dann kommt es zur Verwechslung, und Josef ist richtig glücklich…

„Die Austernprinzessin“ ist temporeich, witzig und wartet mit tollen Sprüchen und Dialogen in den Zwischentiteln auf, zum Beispiel der wiederkehrende Spruch vom Vater „Das imponiert mir nicht“, dann gibt es noch Tanzeinlagen (die Foxtrott Epidemie), die nicht nur witzig anzusehen sind, sondern auch Kritik an der aufkommenden neuen Musik üben, wie das Sägen als Musikinstrumente, ein Mann der geohrfeigt wird, etc. Ein modernes Frauenbild wird vermittelt, auch wenn es die privilegierten Töchter der Oberschicht sind, sie boxen, sie springen mit Männern um wie sie wollen, und sie haben Forderungen, die auch gefälligst zu erfüllen sind. Ossi Oswalda spielt die Hauptfigur manisch aber auch liebenswert. Der Film ist wie ein Theaterstück in vier Akte geteilt. Besonders toll anzusehen sind die Massenszenen in denen z.B. eine große Schar von Dienern total synchron Essen serviert. Die Unmenge an Bediensteten zeigt auch die Disparitäten zwischen reich und arm, den ungeheuren Luxus und die Armut. Aber auch Prinzen können es mal schwer haben. Sauer stoßen mir die schwarzen Diener des Vaters auf, die jeden Handgriff für ihn tun, aber auch die Tochter hat mindestens ein Dutzend weiße Damen zu ihren Diensten.

Regie führte Ernst Lubitsch. Der Film ist 1919 entstanden. Schon vor zwei Jahren war der Film Ich möchte kein Mann sein unter der Regie von Lubitsch mit Ossi Oswalda bei Stumm & Laut zu sehen. Lubitsch und und sein Star Oswalda drehten insgesamt 12 Filme zusammen.

Die Musikbegleitung von Hans Holler und Chrono Popp überzeugt, zu Beginn gab es leicht countryartige Klänge, in die erst hineingefunden werden muss, dann wird es immer temporeicher. Kurzes Erschrecken beim Klingeln an Prinz Nuckis Haustür. Vor allem bei den Tanzszenen und bei der Bade/Warteszene ist sie sehr gelungen. Es war ein sehr schöner Auftakt zu Stumm & Laut 2014.

The College (1927) mit Buster Keaton und Anne Cornwall

The College (1927) mit Buster Keaton und Anne Cornwall

The College (1927)

Ronald ist der beste Schüler an seiner High School, nur mit Sport kann er wenig anfangen und Geld fürs College hat seine Mutter auch nicht. So wird er nie das Mädchen seiner Träume, Mary, erobern können. Die mag ihn zwar, entscheidet sich vorerst aber doch für den Sportler Jeff. Mit grauenvollen Jobs will er sich durchs Studium bringen und verschreibt sich ganz dem Sport, auch seine Noten leiden darunter, aber die Hand von Mary ist es ihm wert.

The College beginnt langsam und behäbig mit vielen Zwischentiteln, nimmt aber dann doch Fahrt auf. Der tollpatschige Ronald kann gleichzeitig bemitleidet werden und Zielscheibe des Gelächters sein. Ausgefeilte und originelle Szenen sind wieder in eine nicht so komplexe Handlung eingebaut.

Buster Keaton spielt grandios den vom Pech verfolgten Außenseiter und verzieht meist keine Miene.

Die Musikbegleitung durch Santos´Fire ist teilweise ein wenig gewöhnungsbedürftig und irritiert mit Stimmengewirr und anderen Geräuschen, nach einer Gewöhnungszeit ist aber alles recht stimmig.

Safety Last (1923)

Harold Lloyd ist The Boy, der in der großen Stadt sein Glück versuchen will, zurück bleiben seine Mutter und seine Braut, gespielt von Mildred Davis. Sie spielten miteinander in 15 Filmen und 1923 wurde sie seine Frau. Sie soll dann bald nachkommen, sobald er es geschafft hat, den großen amerikanischen Traum zu leben. Statt ihr von seinem schlechtbezahlten stressigen Job im Nobelkaufhaus zu erzählen, spart er lieber jeden Cent zusammen und versetzt das Grammophon, um ihr Geschenke zu schicken. Schließlich will sie ihn überraschen und besucht ihn, alles droht aufzufliegen. Es kommt wie es kommen muss: Harold Lloyd baumelt an den Zeigern einer Uhr in luftiger Höhe – eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte.

Die Geschichte ist eher simpel, aber sie lebt von der Situationskomik und den originellen Szenen, sowie der Zeitlosigkeit des Filmes. Harold verkauft Stoffe, berät und schneidet ab, bei Sonderaktionen verwandeln sich die Kundinnen in aggressive Monster, die ihm die Kleider vom Leib reißen. Verfolgungsjagden, schwingelerregende Höhen und witzige Sprüche sorgen für Gelächter und Spannung.

Lloyd, Harold (Safety Last)_01

Safety Last -Ausgerechnet Wolkenkratzer (1923) Harold Lloyd riskiert alles für den sozialen Aufstieg – hier eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte

Die beste musikalische Darbietung des Festivals kommt von Bauer Schläger Wurf Berger feat. DwD. Sie bieten jazzige Klänge, unglaublich viel Tempo und coole Beats zum enthusiastischen mitwippen. Auch eingesprochene Texte z.B. über die Technik des Kletterns fanden Eingang in die Untermalung. Schon einzeln für sich genommen wäre das ein tolles Konzert geworden. Alles übrigens improvisiert, wie den Anwesenden dann zum Schluss erzählt wurde. Ein gelungener Abschluss!

 

Zwei von drei Filmen zeigen recht problematische Darstellungen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe, auch das Frauenbild bzw. wie mit Frauen umgegangen wird ist problematisch, entspringt natürlich der Zeit. In Die Austernprinzessin ist die Millionärstocher eine „hysterische Furie“, eine starke Persönlichkeit, die alles bekommt was sie will, total irrational und herrschsüchtig. Hier werden zwar einige Klischees bedient, sie verfügt aber über Durchsetzungskraft und spielt die Männer im Film an die Wand. Die anderen weiblichen Hauptpersonen sind nur Objekt der Begierde und haben keine ausgearbeitete Persönlichkeit. Mary in The College wird von ihrem Freund Jeff in ihrem Zimmer gefangengehalten und wenn sie erwischt würden, würde nur sie vom College fliegen, weil sie einen Jungen in ihr Zimmer gelassen hat. In Safety Last ist The Girl ein Mädchen, das vor der Wahrheit geschützt werden muss, sie wartet auf ihren Angebeteten und bildet sich unheimlich viel auf seinen angeblichen Status ein, sie definiert sich nur über die Beziehung zu ihm.

In Die Austernprinzessin wird der Vater von schwarzen Dienern hinten und vorne bedient, jede kleine Handreichung nehmen sie ihm ab. In The College bemalt sich Buster mit Schuhcreme, um als farbiger Kellner durchzugehen. Als er droht, aufzufliegen, entfernt er sich mit einer arg sterotypen, schlurfenden, fast affenähnlichen Gangweise. In dem Lokal arbeiten nur AfroamerikanerInnen als Bedienstete, die Hautfarbe ist Aufnahmekriterium. Vor allem weil einige Kinder zum Festival mitgenommen werden (Slapstick ist ja für Groß und Klein fürchterlich komisch und allgemeinverständlich), sollten die mit der Erziehung befassten Personen mit ihren Kindern über diese Problematiken sprechen, vielleicht sollte aber auch von Seiten der Veranstalter etwas dazu gesagt werden, da ja nicht jedeR so darüber nachdenkt, primär Spass haben möchte und dann noch problematische Bilder irgendwie hängen bleiben.

Wahre Größen der Stummfilmkomik (Ossi Oswalda, Buster Keaton, Harold Lloyd) sind vertreten gewesen, die Filme waren dieses Jahr kürzer und zwischen 60-80 Minuten lang. Ein kurzer Vorfilm, zumindest bei den zwei kürzeren wäre da auch schön gewesen.Die musikalischen Darbietungen waren durchgängig auf hohem Niveau, vor allem Bauer Schläger Wurf Berger feat. DwD stachen hervor. Das Publikum war großteils begeistert und voll mit dabei, auch die anwesenden Kinder waren sehr ruhig, nur ein betrunkener Störenfried musste am ersten Tag losgeworden werden. Und achja: mit dem Handy telefonieren ist auch im Freiluftkino sehr uncool! Stumm und Laut bietet vor allem von der musikalischen Seite Einzigartiges. In Wien gibt es auch in den Breitenseer Lichtspielen regelmäßig Stummfilme mit Klavierbegleitung, und das Wiener Konzerthaus bietet hin und wieder Filme mit Orchesterbegleitung. Fast nirgends aber ist die Musikbegleitung so innovativ und auch begeistert, teilweise eben auch improvisiert und damit auch ungeschliffen wie bei Stumm und Laut. Das ist ein großes Verdienst der Veranstaltenden.

Das Stummfilmfestival Stumm & Laut hat schon Tradition, seit nunmehr 14 Jahren bringt es alljährlich historische Stummfilme mit außergewöhnlicher Live-Musik. Dieses Jahr haben sich die Veranstalter für 60-80 minütige Filme mit Größen wie Ossi Oswalda, Buster Keaton und Harold Lloyd entschieden. [caption id="attachment_7919" align="alignleft" width="300"] Programm Flyer von Stumm und Laut 2014. Rechte bei St. Balbach Art Produktion.[/caption] Das Festival wird alljährlich im September, dieses Jahr vom 4.-6., vom Kulturraum 10 Favoriten und St. Balbach Art Produktion, die auch das durch Wien tourende Volxkino ausrichten, veranstaltet. Am schönen Columbusplatz an der Favoritener Einkaufsstraße treffen sich FilmliebhaberInnen und AnrainerInnen zum gemeinsamen Stummfilme schauen mit Live Musik. Die Filme werden durch die Musik der Gruppen, die nicht etwa damals angefertigten Partituren bzw Kompositionen folgen, sondern neu interpretieren, mit neuem Leben versehen und bilden eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal von Stumm & Laut. Nun gleich zu den einzelnen Filmen: Die Austernprinzessin (1919) Die Tochter des Austernmagnaten Quaker will einen Mann. In der Zeitung hat sie gelesen, dass die Tochter eines Schuhcreme-Unternehmers einen Prinzen geheiratet hat, nun will sie ihren eigenen. Sie ärgert ihren Vater, bis er beim Heiratsvermittler einen Prinzen anfordert. Prinz Nucki macht optisch durchaus etwas her, nagt jedoch am Hungertuch. Vor dem Heiratsvermittler versucht er jedoch das Gesicht zu wahren. Eigentlich heiratsunwillig, schickt er seinen Diener Josef, damit dieser sich die Millionärstocher einmal ansehe. Doch dann kommt es zur Verwechslung, und Josef ist richtig glücklich... „Die Austernprinzessin“ ist temporeich, witzig und wartet mit tollen Sprüchen und Dialogen in den Zwischentiteln auf, zum Beispiel der wiederkehrende Spruch vom Vater „Das imponiert mir nicht“, dann gibt es noch Tanzeinlagen (die Foxtrott Epidemie), die nicht nur witzig anzusehen sind, sondern auch Kritik an der aufkommenden neuen Musik üben, wie das Sägen als Musikinstrumente, ein Mann der geohrfeigt wird, etc. Ein modernes Frauenbild wird vermittelt, auch wenn es die privilegierten Töchter der Oberschicht sind, sie boxen, sie springen mit Männern um wie sie wollen, und sie haben Forderungen, die auch gefälligst zu erfüllen sind. Ossi Oswalda spielt die Hauptfigur manisch aber auch liebenswert. Der Film ist wie ein Theaterstück in vier Akte geteilt. Besonders toll anzusehen sind die Massenszenen in denen z.B. eine große Schar von Dienern total synchron Essen serviert. Die Unmenge an Bediensteten zeigt auch die Disparitäten zwischen reich und arm, den ungeheuren Luxus und die Armut. Aber auch Prinzen können es mal schwer haben. Sauer stoßen mir die schwarzen Diener des Vaters auf, die jeden Handgriff für ihn tun, aber auch die Tochter hat mindestens ein Dutzend weiße Damen zu ihren Diensten. Regie führte Ernst Lubitsch. Der Film ist 1919 entstanden. Schon vor zwei Jahren war der Film Ich möchte kein Mann sein unter der Regie von Lubitsch mit Ossi Oswalda bei Stumm & Laut zu sehen. Lubitsch und und sein Star Oswalda drehten insgesamt 12 Filme zusammen. Die Musikbegleitung von Hans Holler und Chrono Popp überzeugt, zu Beginn gab es leicht countryartige Klänge, in die erst hineingefunden werden muss, dann wird es immer temporeicher. Kurzes Erschrecken beim Klingeln an Prinz Nuckis Haustür. Vor allem bei den Tanzszenen und bei der Bade/Warteszene ist sie sehr gelungen. Es war ein sehr schöner Auftakt zu Stumm & Laut 2014. [caption id="attachment_7918" align="alignleft" width="273"] The College (1927) mit Buster Keaton und Anne Cornwall[/caption] The College (1927) Ronald ist der beste Schüler an seiner High School, nur mit Sport kann er wenig anfangen und Geld fürs College hat seine Mutter auch nicht. So wird er nie das Mädchen seiner Träume, Mary, erobern können. Die mag ihn zwar, entscheidet sich vorerst aber doch für den Sportler Jeff. Mit grauenvollen Jobs will er sich durchs Studium bringen und verschreibt sich ganz dem Sport, auch seine Noten leiden darunter, aber die Hand von Mary ist es ihm wert. The College beginnt langsam und behäbig mit vielen Zwischentiteln, nimmt aber dann doch Fahrt auf. Der tollpatschige Ronald kann gleichzeitig bemitleidet werden und Zielscheibe des Gelächters sein. Ausgefeilte und originelle Szenen sind wieder in eine nicht so komplexe Handlung eingebaut. Buster Keaton spielt grandios den vom Pech verfolgten Außenseiter und verzieht meist keine Miene. Die Musikbegleitung durch Santos´Fire ist teilweise ein wenig gewöhnungsbedürftig und irritiert mit Stimmengewirr und anderen Geräuschen, nach einer Gewöhnungszeit ist aber alles recht stimmig. Safety Last (1923) Harold Lloyd ist The Boy, der in der großen Stadt sein Glück versuchen will, zurück bleiben seine Mutter und seine Braut, gespielt von Mildred Davis. Sie spielten miteinander in 15 Filmen und 1923 wurde sie seine Frau. Sie soll dann bald nachkommen, sobald er es geschafft hat, den großen amerikanischen Traum zu leben. Statt ihr von seinem schlechtbezahlten stressigen Job im Nobelkaufhaus zu erzählen, spart er lieber jeden Cent zusammen und versetzt das Grammophon, um ihr Geschenke zu schicken. Schließlich will sie ihn überraschen und besucht ihn, alles droht aufzufliegen. Es kommt wie es kommen muss: Harold Lloyd baumelt an den Zeigern einer Uhr in luftiger Höhe - eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte. Die Geschichte ist eher simpel, aber sie lebt von der Situationskomik und den originellen Szenen, sowie der Zeitlosigkeit des Filmes. Harold verkauft Stoffe, berät und schneidet ab, bei Sonderaktionen verwandeln sich die Kundinnen in aggressive Monster, die ihm die Kleider vom Leib reißen. Verfolgungsjagden, schwingelerregende Höhen und witzige Sprüche sorgen für Gelächter und Spannung. [caption id="attachment_7917" align="alignleft" width="300"] Safety Last -Ausgerechnet Wolkenkratzer (1923) Harold Lloyd riskiert alles für den sozialen Aufstieg - hier eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte[/caption] Die beste musikalische Darbietung des Festivals kommt von Bauer Schläger Wurf Berger feat. DwD. Sie bieten jazzige Klänge, unglaublich viel Tempo und coole Beats zum enthusiastischen mitwippen. Auch eingesprochene Texte z.B. über die Technik des Kletterns fanden Eingang in die Untermalung. Schon einzeln für sich genommen wäre das ein tolles Konzert geworden. Alles übrigens improvisiert, wie den Anwesenden dann zum Schluss erzählt wurde. Ein gelungener Abschluss!   Zwei von drei Filmen zeigen recht problematische Darstellungen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe, auch das Frauenbild bzw. wie mit Frauen umgegangen wird ist problematisch, entspringt natürlich der Zeit. In Die Austernprinzessin ist die Millionärstocher eine "hysterische Furie", eine starke Persönlichkeit, die alles bekommt was sie will, total irrational und herrschsüchtig. Hier werden zwar einige Klischees bedient, sie verfügt aber über Durchsetzungskraft und spielt die Männer im Film an die Wand. Die anderen weiblichen Hauptpersonen sind nur Objekt der Begierde und haben keine ausgearbeitete Persönlichkeit. Mary in The College wird von ihrem Freund Jeff in ihrem Zimmer gefangengehalten und wenn sie erwischt würden, würde nur sie vom College fliegen, weil sie einen Jungen in ihr Zimmer gelassen hat. In Safety Last ist The Girl ein Mädchen, das vor der Wahrheit geschützt werden muss, sie wartet auf ihren Angebeteten und bildet sich unheimlich viel auf seinen angeblichen Status ein, sie definiert sich nur über die Beziehung zu ihm. In Die Austernprinzessin wird der Vater von schwarzen Dienern hinten und vorne bedient, jede kleine Handreichung nehmen sie ihm ab. In The College bemalt sich Buster mit Schuhcreme, um als farbiger Kellner durchzugehen. Als er droht, aufzufliegen, entfernt er sich mit einer arg sterotypen, schlurfenden, fast affenähnlichen Gangweise. In dem Lokal arbeiten nur AfroamerikanerInnen als Bedienstete, die Hautfarbe ist Aufnahmekriterium. Vor allem weil einige Kinder zum Festival mitgenommen werden (Slapstick ist ja für Groß und Klein fürchterlich komisch und allgemeinverständlich), sollten die mit der Erziehung befassten Personen mit ihren Kindern über diese Problematiken sprechen, vielleicht sollte aber auch von Seiten der Veranstalter etwas dazu gesagt werden, da ja nicht jedeR so darüber nachdenkt, primär Spass haben möchte und dann noch problematische Bilder irgendwie hängen bleiben. Wahre Größen der Stummfilmkomik (Ossi Oswalda, Buster Keaton, Harold Lloyd) sind vertreten gewesen, die Filme waren dieses Jahr kürzer und zwischen 60-80 Minuten lang. Ein kurzer Vorfilm, zumindest bei den zwei kürzeren wäre da auch schön gewesen.Die musikalischen Darbietungen waren durchgängig auf hohem Niveau, vor allem Bauer Schläger Wurf Berger feat. DwD stachen hervor. Das Publikum war großteils begeistert und voll mit dabei, auch die anwesenden Kinder waren sehr ruhig, nur ein betrunkener Störenfried musste am ersten Tag losgeworden werden. Und achja: mit dem Handy telefonieren ist auch im Freiluftkino sehr uncool! Stumm und Laut bietet vor allem von der musikalischen Seite Einzigartiges. In Wien gibt es auch in den Breitenseer Lichtspielen regelmäßig Stummfilme mit Klavierbegleitung, und das Wiener Konzerthaus bietet hin und wieder Filme mit Orchesterbegleitung. Fast nirgends aber ist die Musikbegleitung so innovativ und auch begeistert, teilweise eben auch improvisiert und damit auch ungeschliffen wie bei Stumm und Laut. Das ist ein großes Verdienst der Veranstaltenden.
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Cons

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